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Lehr- und Lernkonzepte der 70er und 80er Jahre - ABWF

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(durch die Einrichtung eines Studiengangs Erwachsenenpädagogik, durch<br />

das Bildungsurlaubsgesetz usw.) sich den Bereich <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

einverleibt, reserviert er in zunehmendem Maße Positionen, die durch Bildung<br />

erreichbar wären, für die ohnehin schon Privilegierten. Dass es auch berufsspezifische<br />

Kurse innerhalb <strong>der</strong> Erwachsenenbildung gibt, die also den<br />

Zugang zu einer privilegierteren Position erschließen können, verkennt von<br />

Wer<strong>der</strong> nicht; jedoch sei <strong>der</strong> typische Adressat <strong>der</strong> traditionellen Erwachsenenbildung<br />

<strong>der</strong> “nicht-biologisch auf eine Lebensphase fixierte lebenslange<br />

abstrakte Lerner” (von Wer<strong>der</strong>, in: Siebert 1977, S. 228).<br />

Demgegenüber müsste eine “kritische” Theorie <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

vom Klassencharakter <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Klassenlage <strong>der</strong> Rezipienten<br />

ausgehen. Die Lernziele, die in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung erreicht<br />

werden sollen, sind daraus abzuleiten. “Hauptziel <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

in <strong>der</strong> kritischen Erwachsenenbildungs-Theorie sind deshalb die Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Klassenlage durch den Arbeiter selbst <strong>und</strong> die Entwicklung einer dieser<br />

Lage entsprechenden Handlungskompetenz.” Universaltest für die Erreichung<br />

dieser Ziele ist die politische Praxis (von Wer<strong>der</strong>, in: Siebert 1977,<br />

S. 230). Erwachsenenbildung in diesem Sinne reflektiert die sozialisations<strong>und</strong><br />

das heißt wie<strong>der</strong>um klassenbedingten Sprach- <strong>und</strong> Lernbarrieren <strong>der</strong> Arbeiter<br />

<strong>und</strong> nimmt daher eine “exemplarische Reduktion möglicher Inhalte<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbildung” vor. Hier liegt offensichtlich ein Missverständnis<br />

von Negts Ansatz vor. Unter “exemplarischem Lernen” versteht Negt keineswegs<br />

die Reduktion <strong>der</strong> Lerninhalte auf das Arbeitern Fassbare, son<strong>der</strong>n das<br />

Aufzeigen <strong>der</strong> gesellschaftlichen Totalität aufgr<strong>und</strong> lebendiger Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Individuen. Nun geht von Wer<strong>der</strong> freilich auf die Inhalte einer<br />

so konzipierten Bildungspraxis nicht ein, da ja seine Absicht die Begründung<br />

<strong>und</strong> Strukturierung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong> ist.<br />

“Als wirklicher Erwachsenenbildner kritischer Erwachsenenbildungs-Theorie<br />

kann nur <strong>der</strong>jenige gelten, <strong>der</strong> eine kritische Gesellschaftstheorie sich erarbeitet<br />

hat <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Rezeptionsbedingungen in den Emanzipationsbedingungen<br />

<strong>der</strong> Arbeiter kennt.” Der Gr<strong>und</strong>kurs, den von Wer<strong>der</strong> vorschlägt, besteht<br />

daher im Wesentlichen im Vergleich zwischen zwei Texten, die als<br />

Musterbeispiele für “traditionelle” <strong>und</strong> “kritische” Erwachsenenbildungs-Theorie<br />

bzw. als “Verschleierung” bzw. “Entschleierung des Klassencharakters<br />

des Weiterbildungs-Systems” (von Wer<strong>der</strong>, in: Siebert 1977,<br />

S. 232) gelten: Sieberts “Erwachsenenbildung” von 1972 (Siebert 1972) <strong>und</strong><br />

Negts “Soziologische Phantasie <strong>und</strong> exemplarisches Lernen” von 1971<br />

(Negt 1971). An diesen Texten sollen die Studenten nicht nur wissenschaftliches<br />

Arbeiten lernen, son<strong>der</strong>n sich zugleich die gefor<strong>der</strong>te kritische Gesellschaftstheorie<br />

aneignen <strong>und</strong> die Bedeutung <strong>der</strong> beiden Theorien für die eigene<br />

Berufspraxis einschätzen lernen. Zur Erreichung dieser Lernziele sollen<br />

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