Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Materialien zur kapitalistischen Entwicklung 373<br />
gewiesen hat, sind beispielhaft in diesem Zusammenhang 353 . Dies ist<br />
aber eine Entwicklung, die den kapitalistischen Entwicklungsprozeß<br />
begleitet. Die Assoziierung mit der EWG ist ein natürliches Ergebnis<br />
des politischen Kurses Griechenlands nach dem Krieg und des Fortschritts<br />
des Kapitalismus im Lande. Die kapitalistischen Verhältnisse<br />
werden durch die Assoziierung zementiert und erweitert. Die griechische<br />
Wirtschaft wird dadurch Teil des großen kapitalistischen Bereichs<br />
des Westens 354 .<br />
Die Entwicklungen in der Nachkriegsperiode gehen zusammen mit<br />
einem Anwachsen der Arbeiterklasse. Erst durch die Urbanisierung<br />
und die Auswanderung, besonders durch die letzte, formiert sich in<br />
Griechenland eine Arbeiterklasse, die selbstbewußt wird. Sollte sich<br />
der schon angebahnte Industrialisierungsprozeß fortsetzen, dann wird<br />
Griechenland in den nächsten 10—20 Jahren so weit sein, daß es kein<br />
Auswanderer-Produzent mehr sein wird 355 . Auf jeden Fall hat die<br />
Organisierung der Arbeiterklasse in dieser Periode nicht mit der Entwicklung<br />
Schritt halten können. Die staatliche Einmischung, die besonders<br />
mit der Diktatur von 1936 eingeleitet wurde, ist nach dem<br />
Krieg wiederaufgenommen worden. Durch diese Entwicklung war<br />
die Arbeiterklasse dem Druck der herrschenden Klasse ausgesetzt,<br />
ohne sich dagegen wehren zu können 356 . Die in dieser Periode verfolgte<br />
Politik wurde, wie schon erwähnt, zu Lasten der Arbeiter und<br />
der Bauern durchgeführt. Durch niedrige Löhne und niedrige Agrarpreise<br />
wurde die Geldstabilität erreicht und die Sparfähigkeit' der<br />
mittleren Schichten und der Kapitalistenklasse gefördert 357 . Der Mili-<br />
353 J. J. Servan-Schreiber: Le défi américain, Paris 1967.<br />
354 Die marxistische Analyse des Assoziierungsabkommens läßt noch<br />
auf sich warten. Das Problem ist viel komplizierter und die Perspektiven<br />
viel weitgehender als diese Sätze erkennen lassen. Eine solche eingehende<br />
Analyse kann in diesem Rahmen nicht unternommen werden.<br />
355 Dies scheint um so mehr plausibel, als die Zuwachsrate der Bevölkerung<br />
sehr gering ist. Siehe dazu N. Polysos: Evolution démographique<br />
en Grèce, a.a.O., S. 440—445. Derselbe: Artikel in: „Nea Oikonomia" (Neue<br />
Wirtschaft), Heft 1/1964 und in: „Oikonomikos Tachydromos" (Wirtschaftskurier),<br />
Heft 458 vom 24. 1. 1963, S. 39 (7). Siehe auch B. S. Valaoras:<br />
I fthora kai i anaparagogi tou plithismou tis Ellados (Das Verderbnis und<br />
die Reproduktion der Bevölkerung Griechenlands), in der Zeitung TO<br />
BHMA vom 22. 4. 1962.<br />
356 Siehe dazu Jecchinis: Trade Unionism in Greece, a.a.O., S. 150 ff.,<br />
160 f. Jecchinis bemerkt folgendes: „In a way the year 1965 marked the<br />
closing of a cycle of developments that brought the movement in many<br />
respects back to the starting point of the efforts made for its reconstruction<br />
since the end of World War II". Ebenda, S. 158. Vgl. auch Kabanas,<br />
a.a.O., S. 203—206.<br />
357 Wie schwach die Arbeiter waren, um sich gegen diese Entwicklungen<br />
zu wehren, zeigt eine Analyse der Streikbewegung in dieser Periode.<br />
Nach vorhandenen Angaben fanden zwischen 1958 und 1961 463 Streiks<br />
statt. Davon waren nur 34 erfolgreich und 291 (53%) völlig erfolglos.<br />
6 endeten mit „Erfüllung einiger Forderungen" und 36 mit „teilweiser<br />
Erfüllung der Forderungen". Siehe Kabanas, a.a.O., S. 208 ff., insb. S. 214.