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Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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396 Besprechungen<br />

durch einen Vergleich der in den <strong>Theorien</strong> implizierten Gesellschaftsmodelle<br />

mit dem Modell der zeitgenössischen englischen Gesellschaft.<br />

An die Stelle der sozialhistorischen Analyse des zumindest für Hobbes,<br />

die Levellers und Harrington wichtigsten Zeitraumes von 1640<br />

bis 1660 tritt die Untersuchung ihrer theoretischen Äußerungen auf<br />

der Folie idealtypischer Modelle einer „traditionsgebundenen oder<br />

ständischen Gesellschaft", einer „einfachen Marktgesellschaft" und<br />

einer „Eigentumsmarktgesellschaft". Einerseits sollen diese Modelle<br />

zwar „charakteristische Mérkmale" hervorheben, andererseits genügen<br />

sie „den Anforderungen einer allgemeinen historischen oder soziologischen<br />

Untersuchung nicht" (62). Leider genügen sie gar keinen!<br />

Das Modell der „traditionsgebundenen oder ständischen Gesellschaft"<br />

subsumiert unter sich so verschiedene Gesellschaftsformationen wie<br />

„antike Imperien, Feudal- und Stammesgesellschaften"; das Modell<br />

der „einfachen Marktgesellschaft" dient nicht zur Bestimmung „irgendeiner<br />

historischen Gesellschaft", sondern als „analytisches Hilfsmittel"<br />

zur „Erklärung gewisser Züge der vollentwickelten Marktgesellschaft".<br />

Es geht aus von über Produktionsmittel verfügenden<br />

Kleinproduzenten, die ihre Waren auf dem Markt tauschen. Das Modell<br />

der „Eigentumsmarktgesellschaft" schließlich unterstellt Universalität<br />

der Marktbeziehungen, d. h. einen freien Markt für Arbeitskräfte<br />

und Boden, also die allgemeinsten Voraussetzungen kapitalistischer<br />

Produktion. Die Funktion dieser Modelle besteht nicht so<br />

sehr in der Analyse der sozialen Realität als vielmehr in der Typologisierung<br />

der Gesellschaftsformationen nach Statik und Bewegung.<br />

Den beiden ersten statischen Modellen wird im dritten Bewegung<br />

und universale Konkurrenz als gesellschaftliche Grundbeziehung gegenübergestellt.<br />

Erklärt wird der Übergang durch zwei unspezifische<br />

Bestimmungen: 1. „Einige Individuen streben nach mehr Macht und<br />

Vermögen, als sie haben." 2. „Einige Individuen haben mehr Kraft,<br />

Geschick und Besitz als andere" (69). So schlägt Mac Pherson zwar die<br />

Brücke zum mechanischen Materialismus des Hobbes, um den Preis<br />

jedoch, daß er dessen Erkenntnisstand nicht wesentlich überschreitet<br />

und keinen Begriff davon bekommt, was dessen Theorie an sozialer<br />

Realität abschneidet. Die zerstörerische Seite und die Opfer der Klassenkämpfe<br />

verschwinden bei ihm in der Idylle, wenn er schreibt, daß<br />

die „Eigentumsmarktgesellschaft" freie Konkurrenz auf dem Markt<br />

unterstellt, in der Menschen, „die entweder einen als Kapital verwendbaren<br />

größeren Besitz ... oder überragende Energie und Begabung<br />

haben", Reichtum akkumulieren, während die anderen Produzenten<br />

ruiniert werden und sich „einverstanden erklären", Proletarier<br />

zu werden. Die Unkenntnis der Kämpfe, als deren Ergebnis sich<br />

das Kapitalverhältnis in allen Sphären des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses<br />

durchsetzte, prägt auch MacPhersons Aussage, daß<br />

alles darauf hindeute, „daß die englische Gesellschaft des 17. Jh. in<br />

ihrem Wesen zu einer Eigentumsmarktgesellschaft geworden ist" (78).<br />

Gerade die entscheidenden Veränderungen der Sozialstruktur in dieser<br />

Epoche, deren wichtigste sich in der großen Revolution vollziehen<br />

und die in den folgenden Jahrzehnten zur Kapitalisierung aller Sphä-

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