Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Soziale Bewegung und Politik 471<br />
Gebotene ausreichend finden; der Ökonom oder der Sozialwissenschaftler<br />
muß unbefriedigt bleiben.<br />
Wenn man nun von dem ökonomischen Paktor absieht und auf der<br />
Ebene des Autors, der Ebene der politischen Geschichte bleibt, findet<br />
man, daß die Lahmlegung der Gewerkschaften mit der Metaxas-Diktatur<br />
(1936—1940) anfängt, während der die Gewerkschaften staatlich<br />
kontrolliert waren (56 f.). Die Zeit zwischen der Gründung des Allgemeinen<br />
Gewerkschaftsbundes (1918) und dem Kriegsausbruch (1940)<br />
ist zwar eine Zeit von Spaltungen, politischen Intrigen u. a. mehr<br />
(53), spiegelt jedoch die bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsverhältnisse<br />
unter der Einwirkung des Weltkriegs, der Flüchtlingsfrage,<br />
der Weltwirtschaftskrise und der Industrialisierung wider. Es<br />
ist eine höchst unstabile Periode, während derer 25 Regierungen an<br />
die Macht kamen, 8 Aufstände und Putsche stattfanden und 3 Diktaturen<br />
versucht wurden. Daß auch die Entwicklung auf dem Gewerkschaftssektor<br />
unstabil war, kann niemanden wundern.<br />
Interessant ist die Lage nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.<br />
Man sieht, wie der „Kommunismus-Komplex" die wichtigste Rolle<br />
in der Gewerkschaftsentwicklung gespielt hat. Die Rechte hat unter<br />
dem Vorwand der „kommunistischen Gefahr" versucht und erreicht,<br />
die Gewerkschaftsbewegung zu kontrollieren und sie in ihrem Interesse<br />
zu manipulieren. Dabei ist die Rolle zentral, welche die Engländer,<br />
die Amerikaner und die ICFTU (Internationaler Bund Freier<br />
Gewerkschaften) gespielt haben (70 ff., 120 ff.). Der im Buch beschriebene<br />
Besuch von Gewerkschaftsvertretern beim britischen Botschafter<br />
am 10. 1. 1945, die sich im Namen der Arbeiter (!) bei ihm für die<br />
Befreiung von „the tyranny of the Communist party" bedankten (76),<br />
ist ein beschämendes Beispiel von Servilität. Über die Einmischung<br />
des ICFTU-Vertreters in Griechenland, Brown, schreibt Jecchinis, daß<br />
die Gründe für sein Verhalten „can be found perhaps in his preoccupation<br />
with the possible communist revival in the Greek labor movement<br />
and less in his desire for the democratization and reform of the<br />
movement" (165). Die Unterwerfung der Gewerkschaften unter den<br />
Staat wird unter Arbeitsminister Gonis (1952—1954), einem ehemaligen<br />
Kommunisten — es würde sich eine psychologische Studie lohnen,<br />
wie sich ehemalige Kommunisten zu Faschisten wandeln, ein<br />
Phänomen, das auch unter dem jetzigen Militärregime zu beobachten<br />
ist — und dem juristischen Berater gleichzeitig der Gewerkschaften<br />
und der Arbeitgeberverbände, erreicht, der seine Unterwerfungspolitik<br />
durch politische und juristische Maßnahmen durchsetzte (153 ff.).<br />
Nur unter dem Druck der ICFTU und der Amerikaner, „who by then<br />
had realised that Gonis' policies were pushing the workers into the<br />
hands of the communists" (sic), wurde Gonis gezwungen, zurückzutreten<br />
(157). Die Staatskontrolle über die Gewerkschaften erreichte<br />
ihren Höhepunkt unter Karamanlis (1956—1963), als Dimitratos, der<br />
Arbeitsminister des Metaxas-Regimes, erneut Arbeitsminister wurde<br />
(161 ff.). In dieser Periode spalten sich die Gewerkschaften. Diese<br />
„chaotic trade union situation" (163) erlaubte der ERE-Regierung die<br />
Löhne herunterzudrücken. Das Buch berücksichtigt die Periode bis