Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Soziale Bewegung und Politik 441<br />
zur Ideologie, die vielfalls schon bloßes Zitieren als solche demaskieren<br />
konnte. Die weitere Demaskierung lieferte Haugs differenzierte Wissenschaftskritik:<br />
nicht auf den Kraftakt einer Abfertigung des Professorenverstands<br />
zielte sie ab; nicht wird es den armseligen Wissenschaftlern<br />
angelastet, daß Wissenschaft den „Rückzug in unpolitische<br />
und überzeugungsfreie Wertlosigkeit und damit in den Dezisionismus<br />
der Anpassung" (81) weiterhin praktiziert. „Der Akzent liegt ganz auf<br />
der autonomen Seite von Gedanken" (83). Daß sie die Ursachen der<br />
analysierten Hilflosigkeit zugleich als die Hilflosigkeit der Wissenschaft<br />
überhaupt aufdeckte, ist eine weitere Qualität der Schrift und<br />
eine pädagogische wiederum. Klassizität darf das Büchlein beanspruchen<br />
gerade wegen dieser pädagogischen Nützlichkeit.<br />
Michel van Nieuwstadt (Nijmegen)<br />
Dahle, Wendula: Der Einsatz einer Wissenschaft. Eine<br />
sprachinhaltliche Analyse militärischer Terminologie in der Germanistik<br />
1933—1945. Verlag H. Bouvier u. Co., Bonn 1969 (309 S., kart.,<br />
44,—DM).<br />
Die Arbeit trennt sich in einen theoretischen Teil und eine reichhaltige<br />
Dokumentation, die „sämtliche Zitate aus Einzelschriften,<br />
Sammelbänden und Zeitschriften (auf)führt, die dem theoretischen<br />
Teil der Arbeit als Material zugrunde liegen" (141) und samt Quellennachweis<br />
und Bibliographie den größten Teil des Buches ausmacht.<br />
Ein Schlagwortregister' und ein ,Alphabetisches Autorenverzeichnis<br />
mit biographischen Angaben' komplettieren den Dokumentationsteil.<br />
Die ,Schlagworte' sind die der Germanistik 1933—1945, die alphabetisch<br />
verzeichneten Autoren ihre damaligen Verwender. „Das<br />
Schlagwortregister im ganzen ist geeignet, einen Überblick darüber zu<br />
geben, auf welche Weise und in welchem Umfang Wissenschaftler sich<br />
einer in Wortwahl und Metaphorik normierten Sprache bedienten, mit<br />
der sie teils offen nationalsozialistische Ideologie und Politik propagierten,<br />
teils jeweils nur einzelne Elemente dieser Ideologie aufnahmen,<br />
die sich jedoch einem für den nationalsozialistischen Staat konstitutiven<br />
komplexen System inhärenter Wertungen widerspruchslos<br />
einfügten" (143). Worüber das ,Schlagwortregister' bloß den Überblick<br />
bietet, das sucht der erste, theoretische Teil auf den <strong>kritische</strong>n Begriff<br />
zu bringen.<br />
Am Versuch Wendula Dahles, die Frage nach der auch sprachlichen<br />
Nachweisbarkeit eindeutiger Komplizenschaft der germanistischen<br />
Professoren und des Deutschunterrichts 1933—1945 mit dem Nationalsozialismus<br />
zu beantworten, fällt zunächst auf, daß ihre Arbeit theoretisch<br />
über den Beleg dieser Komplizenschaft, die handgreiflich ist und<br />
der weiteren Belege wohl nicht mehr bedürfte, kaum hinausgelangt;<br />
neu an der Untersuchung allerdings ist, daß sie es möglich macht, das<br />
Bild der genannten Komplizenschaft dahingehend auszuweiten, daß<br />
jetzt auch anhand von sprachlichen Übereinstimmungen — des Wortschatzes<br />
etwa — das generelle Bild einer gleichgeschalteten' Germani-