Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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ben einsehen. Stichproben in den auf Saint-Simon konzentrierten Abschnitten
der Bibliographie erweisen, daß Walch von dieser Selbstverständlichkeit
nicht sonderlich viel gehalten hat. Falsche Band- und
Jahreszahlen — zumal bei Zeitschriften — sowie ungenaue und unvollständige
Seitenangaben wecken erste Bedenken (Beispiele: S. 45/
Nr. 165 und 171, S. 46/Nr. 187 und 203 [Bd. 3 des Standardwerkes von
Gouhier wird nicht verzeichnet: Auguste Comte et Saint-Simon, 1941],
S. 47/Nr. 218, S. 48/Nr. 234). Nichts entschuldigt die falschen Buch-,
Aufsatz- oder Zeitschriftentitel. So heißt Maxime Leroys wichtige
Biographie von 1925 nicht La Vie du Comte de Saint-Simon (S. 48/
Nr. 220), sondern La vie véritable du ... . Das ist keine kleinliche
Anmerkung: nur der korrekte Titel betont die Absage an die biographischen
Legenden der Saint-Simonisten. Gustav Eckstein nennt seinen
Aufsatz nicht Der alte und der neue Saint-Simonismus (S. 91/
Nr. 857), sondern Der alte und der neue Saint-Simon. Der falsche Titel
suggeriert, Eckstein befasse sich mit dem französischen Néo-Saint-
Simonisme bürgerlich-konservativen Zuschnitts. Die beiden Arbeiten
von William Stark (S. 49/Nr. 251 f.) sind nicht im Journal of the
History of Ideas erschienen, sondern im Journal of Economic History.
Und dann diese Groteske: Walch notiert gleich fünf (!) Arbeiten, die
gar nicht von Claude-Henri de Saint-Simon handeln, sondern vom
Duc de Saint-Simon (1675—1755), dem Verfasser der berühmten
Mémoires (S. 45/Nr. 167 und 169, S. 49/Nr. 248, S. 89/Nr. 840, S. 103/
Nr. 995).
Derart grobe Schnitzer finden sich bereits in früheren Spezialbibliographien,
die Walch nachweislich benutzt hat. Gegen deren Ausbeutung
ist gar nichts einzuwenden, aber als sorgfältiger Bibliograph —
der er anscheinend nicht ist — hätte Walch möglichst jede Angabe
prüfen müssen, statt nur abzuschreiben. Eine übertriebene Forderung?
Wer nie auf unzuverlässige Bibliographien angewiesen war,
mag das behaupten. Der Verfasser eines Werkes, das der Forschung
auf Jahrzehnte ein zuverlässiges bibliographisches Fundament geben
soll, kann sich auf diese leichte Art nicht retten. Er kann auch nicht
die Lücken seiner Bibliographie rechtfertigen. Gegenwärtig bedeutendster
Saint-Simon-Interpret Frankreichs ist der Marxist Jean
Dautry. Walch nennt — und kennt? — außer einer Edition (S. 41/
Nr. 155) nur zwei Arbeiten von ihm (S. 46/Nr. 188 f.). Selbst bei frühem
„Redaktionsschluß" hätte er wenigstens vier weitere aufnehmen
können, die zwischen 1949 und 1960 erschienen sind. In der Rubrik
Saint-Simonisme et Marxisme (99) fehlt ausgerechnet die bisher
konzentrierteste Arbeit zum Thema: Georges Gurvitch, „Saint-Simon
et Karl Marx", Revue internationale de Philosophie Bd. 14 (1960),
399—416. Der Aufsatz steht nebenbei gesagt im Sonderheft der Zeitschrift
zum 200. Geburtstag Saint-Simons. Walch nimmt es merkwürdigerweise
nicht zur Kenntnis, denn er notiert keinen der zahlreichen
Beiträge. Nicht berücksichtigt sind weiterhin so wichtige
Monographien wie z. B. Paul E. Martins Aufsatz über Saint-Simons
Lettre d'un habitant de Genève à l'Humanité (Zeitschrift für Schweizerische
Geschichte Bd. 5, 1925, 477—497), W. P. Wolgins Untersu-