Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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460 Besprechungen<br />
Technik der Herrschaftsausübung (prinzipiell in der Einleitung, an<br />
verschiedenen konkreten Beispielen in den folgenden sechs Kapiteln)<br />
zu belegen sucht, trennt er nicht scharf Ursächliches von Abhängigem.<br />
Das trifft besonders dort zu, wo sich die großindustriellen Rivalitäten<br />
innerhalb der Partei selbst vollzogen oder sogar als Gegensatz<br />
zwischen Partei und Staat erscheinen. Freilich, der Gesamtprozeß<br />
ist tief gestaffelt und widerspruchsvoll, und es ist sehr kompliziert,<br />
hier hineinzuleuchten. Außerdem mag eingewandt werden,<br />
daß sich ja Diehl-Thiele von vornherein abgegrenzt hat, wozu also<br />
derart hohe Anforderungen stellen. Hier muß aber gesagt werden,<br />
daß gerade diese Abgrenzung den Widerspruch des Rezensenten provoziert,<br />
denn die Akribie Diehl-Thieles hätte im Interesse der Lösung<br />
des angeschnittenen Problems diese Abgrenzug nicht zulassen<br />
dürfen. Der Historiker kann sich eben von der Untersuchung primärer<br />
Gewichtungen nicht befreien, wenn er zur historischen Realität<br />
und zur lebenswahren Dynamik vordringen will, er darf nidit<br />
ausweichen und sich in eigene Konstruktionen zurückziehen.<br />
Unter Berücksichtigung dieser prinzipiellen Einwände soll vor<br />
allem auf den hohen Informationsgehalt des sechsten Kapitels verwiesen<br />
werden. Doch auch hier bleiben wichtige Quellen ungenutzt<br />
(wie es der Autor überhaupt verschmähte, das Material der Nürnberger<br />
Prozesse gründlich auszuwerten) und damit wesentliche Zusammenhänge<br />
unklar. Das Ausweichen in storyhafte Details und<br />
bildhafte Vergleiche kann diese Schwächen weder ausgleichen noch<br />
vertuschen. Daß Diehl-Thiele sich dem konservativen Literatur-Kartell<br />
unterordnet und nicht wagt, marxistische Literatur anzugeben<br />
und sich mit ihr auseinanderzusetzen, hat letztlich seiner Arbeit nur<br />
geschadet. Insgesamt kann man die Arbeit nur wegen ihrer Materialfülle<br />
heranziehen.<br />
Eberhard Czichon (Berlin)<br />
Mommsen, Hans: Beamtentum im Dritten Reich. Mit<br />
ausgewählten Quellen zur nationalsozialistischen Beamtenpolitik.<br />
Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Nr. 13.<br />
Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1966 (246 S., Pb., 9,80 DM).<br />
Sowohl grundsätzliche Vorzüge als auch Fragwürdigkeiten dieser<br />
Publikation lassen sich schon andeutungsweise erkennen, wenn man<br />
ihre deklarierte Ausgangsposition bedenkt. Der Verf. will die inneren<br />
Probleme des „Dritten Reiches" untersuchen, deren Erforschung<br />
er angesichts einer immer noch gängigen pauschalen Totalitarismus-<br />
Theorie zu Recht als mangelhaft bezeichnet. Dabei schickt er voraus,<br />
daß der NS-Staat „kein monolithisch strukturiertes, von einheitlichem<br />
politischen Willen durchströmtes Herrschaftsgebilde" (18) gewesen<br />
sei. Vielmehr habe er ebenso auf traditionalen Elementen beruht,<br />
wie er diese auch parasitär ausnützte und zersetzte (ebd.). Somit<br />
wird das wachgerufene Interesse an der Anatomie des herrschenden<br />
deutschen <strong>Faschismus</strong> abstrakt auf „Elemente" und kon-