Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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482 Besprechungen<br />
Betriebe ausmachen und 27 % der Gesamtzahl der Beschäftigten aufweisen<br />
bzw. 45 % des Netto-Wertes der industriellen Produktion betragen<br />
(30). Die Untersuchung bestätigt den schon bei der Entwicklung<br />
der ireutigen-Industrieländer beobachteten Prozeß, demzufolge<br />
sich die Unternehmer im industriellen, Sektor hauptsächlich aus den<br />
Kaufleuten und Handwerkern rekrutieren (TaEC^auf S. 45). Ähnliche<br />
Feststellungen hat Alexander selbst in der Türkei machen können,<br />
und ähnliches wurde auch bei einer anderen Untersuchung in Pakistan<br />
festgestellt (40—43). Interessant ist die Feststellung Alexanders,<br />
die übrigens auch immer wieder in den letzten Jahrzehnten in Griechenland<br />
gemacht wurde, daß die Unternehmer nicht den in sie gesetzten<br />
Hoffnungen zur Entwicklung einer Initiative für die Industrialisierung<br />
gerecht wurden, was Alexander auf die niedrige Profitrate,<br />
Kreditschwierigkeiten und auf spezielle Gründe, wie die Einfuhrfreiheit<br />
und die Assoziierung mit der EWG, zurückführt (67).<br />
Die Profitrate für Investitionen in der Industrie lag zwischen 5,3<br />
(1957) und 11,1 (1960) Prozent (AG und GmbH.) (67), während Profite<br />
im Handel mit 20,4% bis 22,8% zwischen 1958 und 1968 und in<br />
Immobilien mit 10 % beziffert wurden (68 f., 109 f.). Auf der anderen<br />
Seite ist erst ab 1960 ein Zuwachs der Sparanlagen bei den Banken<br />
zu beobachten, dem die Nachfrage nach Kapital seitens der Unternehmer<br />
nicht entspricht (73 f.). Die Assoziierung mit der EWG hat die<br />
Unsicherheit der griechischen Unternehmer verstärkt.<br />
Alexander glaubt, in Griechenland keine „sharp lines of demarcation<br />
between classes" zu finden. Er stellt im Gegenteil „a considerable<br />
degree of social mobility" fest (77, 128 f., 93). Zu solchen Folgerungen<br />
kommt er, weil er den Begriff „Klasse" mißversteht bzw.<br />
mißbraucht. Die Klasse braucht nicht homogen zu sein, im Sinne, daß<br />
die ihr Angehörenden der gleichen Herkunft sein müssen, wie Alexander<br />
zu behaupten scheint, wenn er schreibt, daß „the upper class<br />
in Greece today does not consist of a homogenous group such as<br />
aristocrats, businessmen or public officials", sondern „it is made up<br />
of individuals who have been successful in a variety of fields" (79).<br />
Um Lenin zu zitieren (Werke, Bd. 29, S. 410), wird die Klasse als<br />
Menschengruppe durch ihren Platz im System der gesellschaftlichen<br />
Produktion, durch ihr Verhältnis zu den Produktionsmitteln und<br />
durch ihre Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit<br />
gekennzeichnet. Es kommt letzten Endes darauf an, nach welcher Art<br />
sich eine Menschengruppe einen Anteil am gesellschaftlichen Reichtum<br />
aneignet, wie auch auf die Größe dieses Anteils. Die soziale Mobilität<br />
spricht nicht für die Inexistenz der Klassen, sondern für die<br />
Phase, in der sich die griechische Gesellschaft befindet, eine Phase<br />
der verstärkten industriellen Umwandlung. Nicht die Gemeinsamkeit<br />
der Herkunft, sondern die Gemeinsamkeit der Interessen bestimmt<br />
vielmehr die Klassenstruktur in Griechenland. Die Tatsache, daß es<br />
in Griechenland keinen Adel gegeben hat bzw. gibt, führt viele zu<br />
der falschen Schlußfolgerung, die griechische Gesellschaft sei eine<br />
„klassenlose" Gesellschaft. Alexander findet nichts Merkwürdiges an<br />
der Feststellung, daß aus den Reihen der Bauern keine Industriellen