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Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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Philosophie 397<br />

ren führen, bekommt er nicht in den Griff. Aus zwei Gründen leisten<br />

seine Modelle nichts zur Erkenntnis der Prozesse, die in den von ihm<br />

untersuchten Sozialtheorien verarbeitet werden:<br />

1. Die Widersprüchlichkeit der gesellschaftlichen Entwicklung wird<br />

nicht erfaßt, denn bis zur Revolution prägten Momente aller drei Modelle<br />

die Realität, wobei das qualitativ Neue der Entwicklung der<br />

letzten einhundert Jahre die Herausbildung kapitalistischer Produktion<br />

im Osten und Süden Englands war, während sich ein einheitlicher<br />

kapitalistischer Markt auch für den Westen und Norden erst im<br />

Gefolge der Revolution herausbildete. Gleichzeitig wurden erst durch<br />

die Enteignung royalistischen und klerikalen Grundbesitzes sowie<br />

durch die Agrargesetzgebung der Revolution die Weichen für die ökonomische<br />

und politische Liquidierung der agrarischen Kleinproduzenten<br />

gestellt, die das militärische Rückgrat des Kampfes der kapitalistischen<br />

Gentry und Bourgeoisie gegen die Krone und den Feudaladel<br />

des Nordens und Westens gebildet hatten. Erst durch diese Entwicklung<br />

wird die Herrschaft der oligarchischen Parlamente nach<br />

1688 erklärbar.<br />

2. Die freie Konkurrenz ist keineswegs schon charakteristisch für<br />

„die englische Gesellschaft des 17. Jahrhunderts" (78). Ein wesentliches<br />

Moment des Kampfes gegen die Krone war die Existenz von<br />

Monopolen, die die ökonomische Konkurrenz über den Markt verhinderten<br />

und an ihre Stelle die Konkurrenz um die Gunst des Hofes<br />

setzten. Gerade die Verteuerung von Lebenshaltungs- und Produktionskosten,<br />

die Verhinderung des freien Fließens von Kapital waren<br />

entscheidende Gründe für den Kampf gegen den Eingriff der Krone<br />

in den ökonomischen Reproduktionsprozeß. Wiederum schaffte erst<br />

die Revolution durch Beseitigung der Inlands- und Industriemonopole<br />

Voraussetzungen für freie Konkurrenz auf dem englischen Markt.<br />

Demgegenüber interpretiert MacPherson die Eingriffe der Stuarts<br />

folgendermaßen: „Eine solche extensive staatliche Regulierung war<br />

gerade deswegen erforderlich, weil die eigentumsbedingten Marktbeziehungen<br />

die Gesellschaft entscheidend prägten ... Die Regierungsmaßnahmen<br />

im 17. Jahrhundert setzten eine Eigentumsmarktgesellschaft<br />

voraus" (77/78). Bezeichnend ist, daß MacPherson eine formale<br />

Identität zwischen Eingriffen der frühen Stuarts und staatsmonopolistischen<br />

Regulierungen unterstellt, ohne den völlig verschiedenen<br />

sozialen Inhalt solcher Eingriffe zu erkennen.<br />

Da die strukturelle Kategorie der Eigentumsmarktgesellschaft der<br />

einzige analytische Begriff bleibt, mit dessen Hilfe die Interdependenz<br />

zwischen der Unterwerfung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses<br />

unter das Kapitalverhältnis und einer bestimmten Art von<br />

Theoriebildung sichtbar gemacht werden soll, kommt es notwendig<br />

— besonders deutlich im Hobbes-Kapitel — zur idealistischen Version<br />

des klassischen Zirkels, dem jeder Parallelen-Soziologismus verfällt,<br />

und alles läuft auf das Hin- und Herwenden ein und derselben Tautologie<br />

hinaus: Hobbes' ökonomischen Erfahrungshorizont gewinnt Mac-<br />

Pherson im wesentlichen durch Abstraktion aus den Hobbes-Texten<br />

selbst, montiert dann diese Sammlung von schlechten Allgemeinheiten

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