Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Ökonomie 487<br />
Kolko, Gabriel: Besitz und Macht. Sozialstruktur und Einkommensverteilung<br />
in den USA. es 239, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main<br />
1967 (166 S., kart., 4,— DM).<br />
Kolkos Untersuchung kann sich auf bisher unveröffentlichtes Material<br />
des Federal Reserve Board und des Survey Research Center<br />
zur Einkommensverteilung stützen. Nach methodischer Bereinigung<br />
dieses Materials gelingt Kolko der Nachweis, daß entgegen bisheriger<br />
Statistiken — insbesondere von Kuznets — in den USA von einer<br />
Einkommensnivellierung zwischen den verschiedenen Einkommensklassen<br />
in den letzten zwanzig Jahren keine Rede sein kann.<br />
Zwar wurden z. B. 1957 etwa 91 % des gesamten privaten Geldeinkommens<br />
in den Einkommenssteuererklärungen angegeben; da<br />
der Fehlbetrag von 27,7 Milliarden Dollar jedoch fast ausschließlich<br />
auf die höheren Steuerklassen entfällt, liegt es auf der Hand,<br />
„daß die Außerachtlassung von Einkommen dieser Größenordnung<br />
— besonders wenn ein Großteil davon auf ein einziges Einkommenszehntel<br />
entfällt — die Ziffern über die Einkommensverteilung beträchtlich<br />
verzerren" (29). Gegen Galbraith, Riesman etc. kann er<br />
also nachweisen: „Die überwiegend wohlhabende Mittelstandsgesellschaft<br />
ist nichts als ein Wunschbild isolierter Akademiker" (115).<br />
Die Besteuerung der Einkommen ist allenfalls in der Theorie progressiv,<br />
in der Praxis hat sie „die fundamentale Ungleichheit in der Einkommensverteilung<br />
nicht verringert", sondern „die Ungleichheit<br />
noch einmal bestätigt, indem sie den unteren und mittleren Einkommensgruppen<br />
hohe Steuern auferlegte" (54). Eine Einkommensumverteilung<br />
hat jedoch tatsächlich stattgefunden, allerdings zugunsten<br />
der Konzerne, deren Konzentration auch durch eine Anti-Kartell-<br />
Gesetzgebung nicht aufzuhalten war (63 ff.). Zu Recht hält er der verbreiteten<br />
These, diese Giganten operierten heute unabhängig vom<br />
Profitmotiv, entgegen: „Es tut nichts zur Sache, wie sie die Macht<br />
(gebrauchen), ob für ihre Sonderinteressen oder im Sinne des Interesses<br />
der Gesamtgesellschaft. Über den philosophischen Gehalt ihrer<br />
Intentionen mag man streiten können; über die Anatomie ihrer<br />
Macht kann man es nicht" (64). Hier werden jedoch auch schon die<br />
Grenzen der Kolkoschen Kritik am amerikanischen Monopolkapitalismus<br />
deutlich. Wenngleich er die Logik der „Treuhänder-These"<br />
(Riesman bezeichnet die Manager der Großkonzerne als Treuhänder)<br />
durchbricht, übernimmt er implizite ihre Aussage. — Kolko ist überzeugt,<br />
daß die „bestehende Gesellschaftsordnung" es tatsächlich<br />
schaffen kann, „für Gleichheit der Chancen zu sorgen" (139).<br />
Sein Buch kann als eine umfassende Materialsammlung gelten,<br />
zumal es in einem weiten Bereich sehr genau nach Berufsklassen die;<br />
Einkommensverteilung über einen großen Zeitraum aufschlüsselt.<br />
Trotz seiner antimonopolistischen Einstellung ist es jedoch nicht als<br />
Kritik des Monopolkapitalismus anzusehen, da die Rolle des Monopols<br />
im kapitalistischen Produktionsprozeß weder formuliert noch<br />
auf ihren Begriff gebracht wird. Hubertus von Heynitz (Berlin)