Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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486 Besprechungen<br />
Problemen ist hier fast ausnahmslos der Markt und das sich aus ihm<br />
entwickelnde Preisbildungssystem gemeint. Insofern wird der Inhalt<br />
des Buches dem Titel nicht gerecht, da aus letzterem eher der Eindruck<br />
entsteht, hier würde die Struktur der amerikanischen Industrie<br />
untersucht. Bei der Beschreibung dieses speziellen Gegenstands)<br />
kommt Caves — Inhaber eines Lehrstuhls für Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Harvard-Universität — nicht über eine allgemeine<br />
Aussage hinaus: Unternehmer müßten nach dem Prinzip der Profitmaximierung<br />
verfahren (3 f.), und es gebe wohl monopolartige Strukturen<br />
des amerikanischen Marktes, die zumeist aber durch die Antitrust-Gesetzgebung<br />
unterbunden würden (15).<br />
Im einzelnen werden die Konzentrationsraten ausgewählter amerikanischer<br />
Industriezweige aufgeführt. Dabei wird beispielsweise<br />
ersichtlich, daß in der Flugzeugindustrie die 4 größten Unternehmen<br />
97 % aller Produkte dieser Branche herstellen, in der Seifenindustrie<br />
die 4 größten Unternehmen 90 % aller Waren liefern etc. (9). Abgesehen<br />
von dem Alter der Zahlen — sie stammen aus dem Jahre 1958<br />
und sollten aufgrund der sich rasch verändernden Konzentrationsraten<br />
moderner Volkswirtschaften in ein Werk aus dem Jahr 1967<br />
nicht mehr aufgenommen werden — weist die Tabelle mit Ausnahme<br />
der Flugzeugindustrie Industriekleinstzweige aus, die für die Gesamtkonzentration<br />
ohne jegliche Relevanz sind (Streichhölzer, Arbeitshemden,<br />
Pelzprodukte usw.). Die wichtigen und bestimmenden<br />
Industriezweige der Stahlerzeugung, der Ölindustrie, der Auto- und<br />
Elektroindustrie, die die modernen Volkswirtschaften heute entscheidend<br />
beeinflussen und es zukünftig noch stärker tun werden, werden<br />
ungenügend behandelt. Selbst bei einem internationalen Vergleich<br />
(19) und einem zeitlichen Vergleich (33) erscheint die Bedeutung der<br />
Konzentrationsrate auf die Korsett-, Regenschirm- und Alkoholikaherstellung<br />
beschränkt.<br />
Caves geht in seiner weiteren Untersuchung dann auf die Probleme<br />
der Oligopole, der Preisführerschaft und der Monopole ein. Er;<br />
erklärt hier viel zu allgemein, nach welchen Regeln Preise für Produkte<br />
unter diesen Marktbedingungen entstehen. Ebenso generell ist<br />
der Hinweis, daß es trotz der Antitrust-Gesetze Möglichkeiten zur<br />
Herausbildung von Monopolen gibt, und zwar infolge der „ökonomischen<br />
Gesetzmäßigkeit" der amerikanischen Wirtschaft (56 ff.). Sehr<br />
fragwürdig wird Caves dann, wenn er einen Teil der Antitrust-Gesetze<br />
ablehnt. Er meint, daß damit „trotz des generell bekundeten<br />
Glaubens der Amerikaner an den Wert der Konkurrenz" viele dieser<br />
Gesetze die Herausbildung der Konkurrenz gar nicht erst gestatten,<br />
sondern der Staat diese behindert (75).<br />
Infolge der Knappheit des mitgelieferten theoretischen Materials<br />
werden diese Aussagen zum Zeugnis einer völlig un<strong>kritische</strong>n, ja<br />
nebulosen Wiedergabe bestehender ökonomischer Verhältnisse. Von<br />
einer Hilfe für Studenten, wie im Vorwort erwähnt, kann gar keine<br />
Rede sein; hier wird weder populär noch wissenschaftlich aufgeklärt,<br />
sondern plump verschleiert und populär gerechtfertigt.<br />
Harry Gräser (Bremen)