Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Soziale Bewegung und Politik 429<br />
zip Hoffnung" ist, das „dem Sozialismus trotz seines utopischen Elements<br />
historische Notwendigkeit verleiht" (122), und daß die „letzten<br />
bedeutenden revolutionär-proletarischen Bewegungen... sich gegen<br />
den Sowjetimperialismus (richteten): Die Revolte des 17. Juni in der<br />
DDR sowie die polnische und ungarische Revolution von 1956" (34).<br />
Besonders in Ländern, wo der Sozialismus noch nicht Nahziel ist,<br />
werden die scheinbar revolutionärsten Bücher zuweilen denen ähnlich,<br />
die zu bekämpfen sie geschrieben sind. Dieter Krause (Berlin)<br />
Bosch, Juan: Der Pentagonismus — oder die Ablösung<br />
des Imperialismus? Mit einem Nachwort von Sven G.<br />
Papcke. Rowohlt Verlag, Hamburg 1969 (140 S., TB, 2,20 DM).<br />
Der ehemalige Präsident der Dominikanischen Republik hat das, wofür<br />
er den Namen Pentagonismus erfunden hat, ausgiebig am eigenen<br />
Leibe zu spüren bekommen. Nach 25 Exil jähren kam der liberale Intellektuelle<br />
1962 als gewählter Präsident in seiner Heimat zur Macht.<br />
Kaum hatte er mit den Sozialreformen begonnen, von welchen er in<br />
der Verbannung träumte, wurde er durch einen Militärputsch Typ CIA<br />
gestürzt. Als er 1965 zum zweitenmal von der Mehrheit des Volkes<br />
zum Präsidenten gewählt wurde, scheiterte seine Rückkehr an der<br />
militärischen Intervention der US-Marines. Daß all dies das Pentagon<br />
gemacht hat, ist gewiß. Aber auch nach der Lektüre des gut lesbaren<br />
Büchleins bleibt die Frage: Ist die menschenfreundliche Tätigkeit des<br />
Pentagons in fremden Ländern, die Korrektur unerwünschter Wahlergebnisse,<br />
die Verhinderung einer Volksbefragung, Sturz und Einsetzung<br />
von Königen und Präsidenten „Pentagonismus" — oder<br />
schlicht Imperialismus?<br />
Juan Bosch bemüht sich mit Eifer, wenn auch ohne Erfolg, zu beweisen,<br />
„daß an die Stelle des Imperialismus der Pentagonismus getreten<br />
ist". Nur aus „geistiger Trägheit" behaupten wir nach wie vor,<br />
es gebe den Imperialismus; in Wirklichkeit existiere er nicht mehr.<br />
Folgt man der Beweisführung des Verfassers, so ist der Pentagonismus<br />
ein Produkt des „überentwickelten Kapitalismus". Er habe fast alle<br />
Eigenschaften des Imperialismus übernommen, vor allem jene, die besonders<br />
zerstörerisch und grausam sind, aber er stelle eine fortgeschrittene<br />
Spielart dar, die sich zum Imperialismus verhält, wie der<br />
überentwickelte Kapitalismus zu dem industriellen Kapitalismus des<br />
19. Jahrhunderts. Diese Definition ergibt im Grunde nicht mehr, als<br />
daß der Pentagonismus ein größerer, stärkerer, modernerer Imperialismus<br />
ist; etwas Neues ist er damit noch immer nicht.<br />
Der Verfasser glaubt, dieses Neue darin zu finden, daß der Pentagonismus<br />
im Gegensatz zum Imperialismus keine Kolonien ausbeute,<br />
sondern das eigene Volk. Man führe Krieg nicht um Kolonialgebiete<br />
zu erobern, sondern Machtpositionen im eigenen Land und um das<br />
Rüstungsgeschäft in Schwung zu halten. „Man sucht den Profit dort,<br />
wo die Waffen produziert werden, nicht wo sie angewendet werden".<br />
Das angegriffene Gebiet sei bloß der Bestimmungsort für den Ver-