02.03.2014 Aufrufe

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Soziale Bewegung und Politik 473<br />

Sätzen, nach denen „der neugriechische konservative Idealtyp" „an die<br />

Notwendigkeit staatlicher Macht" glaubt und „sie zur gleichen Zeit<br />

beklagt" und der „Glaube an die Nation seine ursprüngliche Stärke"<br />

verloren habe, kommt er zur Schlußfolgerung: „Die neugriechische<br />

Wirklichkeit bietet daher das Bild einer völligen Zersplitterung und<br />

die Splitter sind die Parteien". So verwechselt er Inhalt mit Form,<br />

schiebt die species an die Stelle des genus, gleicht eine partielle Erscheinung<br />

einem allgemeinen Zustand an, den er festzustellen glaubt.<br />

Er wiederholt ein Wort von Pfeffer, indem er sagt: „Die Griechen<br />

haben in ihrer Mehrheit noch kein Verständnis für die soziale Funktion<br />

der Arbeit und denken primär in der wirtschaftlichen Kategorie<br />

des Erfolges" (124). Was ist jedoch diese „soziale Funktion der Arbeit"?<br />

Darauf bekommt der Leser keine Antwort. Keine Antwort bekommt<br />

er auch über Fragenkomplexe, die während des Lesens in<br />

bezug auf das Agrarproletariat, die Auswanderung, die Urbanisierung,<br />

die nach 1960 zu beobachtende Jugendbewegung, die neuen<br />

Wendungen in der Musik durch Theodorakis und Hadjidakis usw.<br />

entstehen. Der Verfasser wagt nicht einmal eine Klassenanalyse, er<br />

vermeidet sogar den Begriff „Klasse" und spricht von „Gruppen"<br />

(33). Im Kapitel über die „Suche nach einem autonomen griechischen<br />

Weg" wird über faschistische Bewegungen, die „die koinobistische<br />

Tradition des Volkes", christliche und sozialistische Ideale bezwecken,<br />

ohne jegliche Analyse berichtet (119). Die Geschichte wird verfälscht,<br />

indem behauptet wird, die Widerstandsbewegung während des Zweiten<br />

Weltkrieges war in eine kommunistische und eine nationale<br />

Gruppe gespalten, „die aber auch soziale Ziele verwirklichen wollte"<br />

(119); bekanntlich war die nationale Gruppe schlicht reaktionär.<br />

Schließlich wird von einem revolutionären Charakter des orthodoxen<br />

Denkens gesprochen (120), was wiederum nicht stimmt, zumal die<br />

orthodoxe Kirche immer diejenige gewesen ist, die ihren Blick auf<br />

den Himmel und nicht auf diese Erde gerichtet und jegliche Erneuerung<br />

als Abweichung von der Tradition verurteilt hat. Mit ein bißchen<br />

Geschichte, ein bißchen Politik, ein bißchen Literaturgeschichte<br />

und ein bißchen Soziologie hat Tsakonas den heutigen Hellenismus<br />

zu beschreiben versucht. Geworden ist daraus eine fragmentarische<br />

Selbstdarstellung der faschistoiden Auffassungen des Obristenregimes.<br />

Marios Nikolinakos (Köln)<br />

Aujourd'hui la Grèce... „Les Temps Modernes", 25 e Année,<br />

No. 276 bis, Paris 1969.<br />

Jean-Paul Sartre hat zwei Nummern seiner Zeitschrift Griechenland<br />

gewidmet. Der Band enthält im ersten Teil Aufsätze griechischer<br />

Wissenschaftler und Politiker, die sich mit den sozialen, wirtschaftlichen,<br />

kulturellen und politischen Problemen Griechenlands auseinandersetzen.<br />

Der zweite Teil umfaßt Beiträge ausländischer Mitarbeiter<br />

über die Unterdrückung durch das Militärregime Griechenlands.<br />

Im dritten Teil werden Dokumente veröffentlicht, während der vierte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!