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Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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468 Besprechungen<br />

Förster, Gerhard: Totaler Krieg und Blitzkrieg. Militärhistorische<br />

Studien 10. Neue Folge. Hrsg. Deutsche Akademie der<br />

Wissenschaften zu Berlin, <strong>Institut</strong> für Geschichte, Abtlg. Militärgeschichte.<br />

Deutscher Militärverlag, Berlin/DDR 1967 (256 S., Pb.,<br />

15,60 MDN).<br />

Einen im Zusammenhang mit der <strong>Faschismus</strong>-<strong>Diskussion</strong> seltener<br />

behandelten Aspekt greift die vorliegende militärhistorische Arbeit<br />

aus der DDR auf: sie will „die Kontinuität des deutschen Militarismus"<br />

gerade auf dem Gebiet militärtheoretischen Denkens zeigen<br />

und darüber hinaus nachweisen, daß auch die Militärdoktrin Hitler-<br />

Deutschlands die Ursachen seiner „gesetzmäßigen Niederlage" widerspiegele<br />

(7 f.). Ausgehend von der auch nach 1918 weiterentwickelten<br />

Schlieffen-Doktrin, deren besondere Relevanz als militärtheoretischer<br />

Ausdruck deutschen imperialistischen Expansionsstrebens F.<br />

betont (25, 60 ff.), untersucht er die Wurzeln der <strong>Theorien</strong> von totalem<br />

Krieg und Blitzkrieg. Die sogleich 1933 einsetzenden Kriegsvorbereitungen<br />

hätten die Funktion gehabt, tiefe Widersprüche zwischen<br />

ökonomischer Macht und tatsächlicher Einflußsphäre des deutschen<br />

Kapitalismus zu lösen (18), wobei man seit dem 1. Weltkrieg<br />

die Bedeutung moralischer Faktoren — wie z. B. der notwendigen<br />

ideellen Einheit des eigenen Volkes — erkannt habe (12). Hier wird<br />

nun auch die Definition Dimitroffs vom <strong>Faschismus</strong> eingeführt, dessen<br />

Machtergreifung fast als Punkt einer bruchlosen Linie (17) erscheint.<br />

Dies hält der Autor wohl für um so einleuchtender, je mehr<br />

er die ideologische Übereinstimmung führender Militärs mit dem<br />

<strong>Faschismus</strong> konstatieren kann (23 ff.), wirkt aber so doch etwas mechanistisch.<br />

Mutet die Zurückführung der Theorie des totalen Krieges<br />

auf die „weitere(n) Zuspitzung der imperialistischen Widersprüche<br />

im Gefolge der allgemeinen Krise des kapitalistischen Systems"<br />

und die ungeheure Entwicklung der Produktivkräfte (67 f.)<br />

etwas schematisch und wenig konkret an, so wird treffend geschildert,<br />

wie die tatsächliche totale kriegswirtschaftliche Mobilisierung<br />

erst ab 1942/1943 einsetzte. Vorher stand die Furcht vor einem Stimmungseinbruch<br />

unter der deutschen Bevölkerung im Wege (98). An<br />

diesem Punkte auch gewann vorher die Blitzkriegstheorie ihre Notwendigkeit:<br />

schnelle Eroberung mangelnder Rohstoffbasen (101 f.)<br />

und moralische Überrumpelung der Bevölkerung überfallener Länder<br />

(189 ff.) wie auch des eigenen (105 f.) war die conditio sine qua non<br />

des Erfolges. „Alles oder Nichts" hieß die Parole des faschistischen<br />

va banque-Spieles (Vgl. Argument 33, S. 24 ff.).<br />

Wie der Verfasser schreibt, haben oft gerade die extremsten Vertreter<br />

dem modernen Krieg technisch angemessenere Vorstellungen<br />

entwickelt als konservativere Militärs (51), die sich wie z. B. Generaloberst<br />

Beck gegen den totalen Krieg sperrten (77 ff.) in der Illusion,<br />

diesen gleichwohl als imperialistischen führen zu können (80).<br />

Diese interessante Studie sollte westdeutsche Autoren anregen, die<br />

Grundlagen des so katastrophal gescheiterten deutschen „Möchtegern-Imperialismus"<br />

in seinen diversen Ausprägungen näher zu

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