Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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478 Besprechungen<br />
daß die Produktionsmittel zwar in privater Hand liegen, aber dennoch<br />
„nicht zum ständigen Instrument der Herrschaft von Menschen<br />
über Menschen" geworden sind, weil sie oft den Besitzer wechseln<br />
(67 f.), während zugleich lapidar festgestellt wird, daß „die wirtschaftlich<br />
führende Schicht insgesamt aus vielleicht 500 Familien oder<br />
2000 Personen (besteht)" (63). Als Hauptmerkmal der staatlichen Ordnung<br />
wird richtig die Klientelherrschaft hervorgehoben und analysiert.<br />
Sie hat ihren Ursprung in der osmanischen Herrschaft und dem<br />
Unabhängigkeitskrieg und wurde bisher kaum abgeschwächt, geschweige<br />
denn abgeschafft; sie hat verhindert, daß jemals in Griechenland<br />
eine richtige politische Partei (ausgenommen die KP) gegründet<br />
wurde und funktioniert hat; sie hat die Korruption zum<br />
Prinzip erhoben; sie hat den sozialen und ökonomischen Fortschritt<br />
(fast) hoffnungslos gehemmt; sie hat das Land in einem kolonialen<br />
Zustand dahinvegetieren lassen. Der krasse Widerspruch zwischen<br />
Klientelherrschaft und moderner Organisation von Wirtschaft und<br />
Technik führt jeden Entwicklungsplan a priori zum Scheitern. Im II.<br />
Teil wird schließlich „Die internationale Ordnung als Rahmen und<br />
Wirkungsfeld der griechischen Wirtschaft" besprochen (117 ff.), das<br />
heißt die direkte Abhängigkeit griechischer Wirtschaft und Politik<br />
von anderen Ländern. Hier wird bald mehr bald weniger offen die<br />
totale Unterwerfung Griechenlands unter die Politik des Westens beschrieben.<br />
Angesichts der Gesamtsituation des Landes und zugleich<br />
der weltpolitischen Zusammenhänge ist freilich die Möglichkeit eines<br />
Alleingangs so gut wie ausgeschlossen. So ist das grundlegende Problem<br />
griechischer Politik überhaupt, das erniedrigende Satellitendasein<br />
qualitativ zu übersetzen in eine ebenbürtige Partnerschaft.<br />
Wie aber „Alleingang zur Revolution führen (müßte)" (128), lassen<br />
die Verfasser ebenso unerklärt wie die Behauptung: „Revolution aber<br />
will Griechenland nicht" (ebenda).<br />
In beiden Teilen des Berichts wird die eingangs aufgestellte Arbeitshypothese<br />
bestätigt. Bewiesen ist vor allem, was die Autoren<br />
nicht müde werden zu betonen, daß bloße technisch-wirtschaftliche<br />
Hilfe keine Entwicklung bringen kann im Sinn einer umfassenden<br />
und grundlegenden Änderung aller Faktoren, die die Existenz eines<br />
lebensfähigen Staats bestimmen. Daß bei der Gewährung von Entwicklungshilfe<br />
vor allem diese Faktoren berücksichtigt werden müssen,<br />
ist die Voraussetzung des Erfolgs der Hilfeleistung und zugleich<br />
der Maßstab für deren Ernsthaftigkeit. Bisher ist das in Griechenland<br />
— so geht aus dem Bericht hervor — nicht der Fall gewesen. — Fast<br />
überflüssig zu bemerken, daß bei der Explikation ihrer Thesen die<br />
Verfasser notwendig auf die Geschichte zurückgreifen. Das läßt den<br />
Bericht zu einem kurzen Repetitorium neugriechischer Geschichte!<br />
werden — allerdings konventionellen Stils.<br />
In der Einleitung unterstellen die Verfasser für einen Augenblick,<br />
daß man möglicherweise bei der Gewährung von Entwicklungshilfe<br />
in Griechenland „im Grunde nur eine politische Sicherung wünscht<br />
und darüber hinaus kaum eine Absicht verfolgt" (11). Sie stellen fest,<br />
daß solche Ziele mit „Entwicklung" kaum etwas zu tun haben, denn