Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Ökonomie 477<br />
lieh sporadisch werden vergleichbare Länder und Situationen erwähnt.<br />
Der Bericht ist die Explikation einer Arbeitshypothese, die sich aus<br />
folgenden Punkten zusammensetzt: a) die von außen — USA und<br />
internationale Organisationen des Westens — für die Entwicklung<br />
geleistete Hilfe hat den erwünschten Eintritt in eine Entwicklung<br />
zum sogenannten Rapid Social Change nicht gebracht; b) jede Hilfeleistung<br />
von außen bleibt in Griechenland notwendig wirkungslos,<br />
solange die Situation in Griechenland selbst sich nicht von Grund auf<br />
ändert; c) die nichtwirtschaftlichen Voraussetzungen der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung müssen unbedingt beachtet werden, will man die<br />
wirtschaftlichen Entwicklungsprobleme eines Landes richtig und in<br />
ihrem ganzen Umfang erkennen.<br />
Im I. Teil des Berichts werden die wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />
untersucht. Dabei wird gezeigt, daß eine Entwicklung nur bruchstückhaft<br />
stattgefunden hat, die lediglich darin bestand, der Wirtschaft zu<br />
helfen, sich von den Folgen aus Krieg und Bürgerkrieg zu erholen.<br />
Von einer Neugestaltung der Wirtschaftsstruktur kann nicht die Rede<br />
sein, sie war offenbar auch nicht angestrebt. Ein solches Ziel würde<br />
aber überhaupt den Maßstab setzen, an dem man den Erfolg der Entwicklungsbemühungen<br />
messen könnte. Die Entwicklungsbemühungen,<br />
die im Lauf der Zeit erfolgt sind, hatten — sofern sie sich nicht einander<br />
widersprachen — keine eindeutige Richtung, ihr Ziel war<br />
nebelhaft. Zudem wechselte allzu oft der Aspekt, unter dem sie erfolgten,<br />
je nach den Bedürfnissen der amerikanischen Globalstrategie.<br />
Ferner werden im I. Teil die Quellen und Grundlagen, der Zustand<br />
und die Möglichkeiten der griechischen Nationalökonomie analysiert.<br />
Der Hinweis auf die äußerste Empfindlichkeit der griechischen Wirtschaft<br />
gegenüber weltwirtschaftlichen Störungen genügt, um den<br />
extrem unsicheren Grund der griechischen Wirtschaft zu offenbaren.<br />
Teil II des Berichts befaßt sich mit den nichtwirtschaftlichen Faktoren<br />
der griechischen Wirtschaftsentwicklung. Dabei zeigt sich auch<br />
rein quantitativ das Gewicht, das die Verfasser — mit Recht — diesen<br />
Faktoren beimessen: der Umfang dieses Teils ist mehr als doppelt so<br />
groß wie der des I. Teils. Besprochen wird die Sozial- und Staatsordnung<br />
Griechenlands in der neueren Geschichte. Die Hauptmerkmale<br />
dieser Ordnung — richtig erkannt, zum Teil aber falsch interpretiert<br />
— werden hervorgehoben: in der Gesellschaft etwa das Fehlen jeder<br />
herkömmlichen Hierarchie im Sinn einer strengen Geschlossenheit,<br />
dafür das Vorhandensein von fließenden Grenzen zwischen den<br />
Schichten, wobei der Maßstab für das Überschreiten dieser Grenzen<br />
der ökonomische Aufstieg bzw. Abstieg der Personen oder der Familien<br />
ist. Die Verfasser sprechen der bürgerlichen Klasse Griechenlands<br />
das Klassenbewußtsein ab: das griechische Bürgertum habe nie ein<br />
Klassenbewußtsein besessen, die bürgerliche Gesellschaft sei in Griechenland<br />
rudimentär geblieben. Das mag richtig sein, ebenso wie die<br />
Feststellung, daß in Griechenland die soziale Atmosphäre einer Gründerzeit<br />
andauert. Einen Widerspruch stellt aber die Behauptung dar,