Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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434 Besprechungen<br />
trauten, mußten dies mit Tod, Mißtrauen oder jahrelanger Haft<br />
büßen. Das sechste Märchen schließlich ist aus Vietnam hinreichend<br />
bekannt: ,die Aggression aus dem Norden' (hier: Jugoslawien, Albanien,<br />
Bulgarien). Tatsächlich trifft der Vorwurf von ganz anderer<br />
Seite, Stalin habe die griechische Revolution verraten, viel eher; soweit<br />
überhaupt Hilfe geleistet wurde, war sie gering. So brach die<br />
Partisanenbewegung Anfang 1949 unter massivem Einsatz amerikanischer<br />
Waffen — begünstigt durch schwere strategische Fehler der<br />
KKE-Führung — zusammen. Die Entwicklung Griechenlands bis<br />
heute widerlegt schließlich das letzte Märchen: daß nämlich durch die<br />
Vernichtung des Kommunismus der wirtschaftliche Aufschwung möglich<br />
werde. Die gegenwärtigen Zustände in Griechenland ersparen<br />
jeden Kommentar. Gitlin charakterisiert die Ziele der Counter-Insurgency-Politik<br />
nicht nur in Griechenland. „... not to contain foreign<br />
aggression but domestic revolution; not to bring democracy but to<br />
maintain its absence; not to avoid violence but to thwart radical<br />
change by violence if necessary; not to bring freedom, but bases" (180).<br />
Die ideologischen Beschönigungen solcher Politik sind „clever words<br />
that promise paradise and burn villages, but do not always keep<br />
suffering men from standing up and shouting: Enough" (180)!<br />
Der letzte Beitrag „Revolution and Intervention in Vietnam" von<br />
R. Morrock stellt — wenn auch in prägnanter und informativer Weise<br />
— lediglich die bereits bekannten Fakten der Entwicklung Vietnams<br />
1946—64 dar. Interessant ist allerdings die Schlußfolgerung: Süd-<br />
Vietnam war der erste Fall, in dem die Großmächte übereinkamen,<br />
ein Land in freien Wahlen entscheiden zu lassen, ob es den kapitalistischen<br />
oder den sozialistischen Weg gehen wolle; seine Geschichte<br />
seit 1956 beweist die Unmöglichkeit des .friedlichen Übergangs'. „If<br />
peaceful transition to socialism proved to be impossible in a country<br />
where the United States, England and France had already .committed'<br />
themselves not to prevent it, then it is heardly likely that it will be<br />
possible anywhere else" (247).<br />
Jürgen Behrens (Berlin) und Erhard Sanio (Marburg)<br />
Agnoli, Johannes, und Peter Brückner: Die Transformation<br />
der Demokratie. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt/M.<br />
1968 (194 S., kart., 12,— DM).<br />
Die 1967 erstmals im Voltaire Verlag veröffentlichten Arbeiten zur<br />
Transformation der Demokratie (Agnoli) und des demokratischen<br />
Bewußtseins (Brückner) sind Versuche, die Erfahrungen des außerparlamentarischen<br />
Kampfes für Demokratie in der Bundesrepublik<br />
zu systematisieren als Beitrag zu einer Theorie nachfaschistischer<br />
bürgerlicher Herrschaftsbedingungen.<br />
Agnoli orientiert sich in der Hauptsache an der innenpolitischen<br />
Entwicklung Westdeutschlands, die ihm beispielhaft erscheint für<br />
eine Grundtendenz im Spätkapitalismus: Nach dem Übergang von<br />
der freien Konkurrenz zu monopolistischen Wirtschaftsformen be-