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Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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Philosophie 413<br />

Als Landshut die erste Auflage (Stuttgart 1954) der hier anzuzeigenden<br />

Tocqueville-Auswahl plante, konnte er nur schwer einen<br />

Verlag dafür interessieren (cf. XIV). Inzwischen kann man auch in<br />

Deutschland von einer Tocqueville-Renaissance sprechen. In Frankreich<br />

erscheint, herausgegeben von J. P. Mayer, eine historisch-<strong>kritische</strong><br />

Tocqueville-Gesamtausgabe, auf der die ebenso von Mayer<br />

besorgte deutsche Gesamtausgabe fußt (Stuttgart 1959 ff.), welche<br />

noch nicht abgeschlossen ist. Landshuts Textauswahl genügt durchaus,<br />

will man nicht über spezielle Problemstellungen bei Tocqueville arbeiten;<br />

sie umfaßt die wichtigsten Schriften Tocquevilles: ,De la<br />

démocratie en Amérique' (unvollständig),,L'ancien régime et la révolution'<br />

sowie die Abhandlung über „Die gesellschaftlichen und politischen<br />

Zustände in Frankreich vor und nach 1789". Die letzten 35<br />

Seiten bieten eine repräsentative Auswahl aus den Reden, Briefen<br />

und Tagebuchnotizen. In seiner allgemein gehaltenen Einleitung vermittelt<br />

Landshut dem Leser einen umfassenden Überblick über<br />

Tocquevilles Leben und Werk sowie dessen Rezeption. Er würdigt<br />

Tocqueville als einen Denker von der Größe Marx'.<br />

Feldhoff verdeutlicht seine Forschungsintention am Stand der Tocqueville-Literatur.<br />

Die breite Rezeption der ,Démocratie en Amérique'<br />

— schon zu seinen Lebzeiten — flaut bald nach Tocquevilles Tod<br />

ab. Erst wieder mit dem durch den II. Weltkrieg entstandenen Interesse<br />

an politischer Philosophie, um den <strong>Faschismus</strong> ideengeschichtlich<br />

fassen zu können, wuchs auch das Interesse an Tocqueville. Die Tocqueville-Renaissance<br />

wird von zwei deutschen Emigranten, J. P.<br />

Mayer und A. Salomon, eingeleitet. Seither gibt es eine schwer zu<br />

bewältigende Literaturfülle über Tocqueville. Feldhoff bemängelt an<br />

dieser Literatur zu Recht, daß sie bezugslos nebeneinander steht und<br />

Tocquevilles Werk zum „Zitatschatz" pervertiert, den man zur Untermauerung<br />

der eigenen Positionen heranzieht. Um diese Situation zu<br />

überwinden, unternimmt Feldhoff eine strenge Textanalyse; seine<br />

Arbeit begreift sich als ein Stück Tocqueville-Philologie, worin ihr<br />

Wert liegt. Allerdings vermag eine solche Prozedur wichtige Tatbestände<br />

an den Stellen nicht adäquat zu erfassen, wo das Operieren<br />

mit Belegstellen zur Interpretation nicht mehr ausreicht. Das zeigt<br />

sich an Feldhoffs Kritik von Habermas' Tocquëville-Interpretation.<br />

Das mindert den Wert der Arbeit Feldhoffs jedoch nicht, zumal der<br />

Autor neben seiner gründlichen Textanalyse eine intensive Verwertung<br />

der Tocqueville-Literatur in dem umfangreichen Anmerkungsapparat<br />

leistet. Tocqueville wird hier von vielen verbreiteten Vorurteilen<br />

entlastet.<br />

Die zentrale Aufgabe Feldhoffs ist, Tocquevilles Grundproblem: die<br />

Möglichkeiten der Freiheit in einer egalitären Gesellschaft, zu untersuchen.<br />

Im Zentrum der Analyse steht die ,Démocratie en Amérique';<br />

sonstige Schriften, Reden, Briefe und Tagebücher werden nur komplementär<br />

herangezogen. Feldhoff teilt seine Aufgabe in drei Etappen<br />

ein: Im ersten Kapitel untersucht er die Grundkategorien Tocquevilles,<br />

im zweiten stellt er die Grundzüge der Theorie der Demokratie<br />

dar, im letzten Kapitel reflektiert er über Tocquevilles Methode. Die-

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