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Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

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280<br />

Reinhard Opitz<br />

Fragen der <strong>Faschismus</strong>diskussion<br />

Zu Reinhard Kühnls Bestimmung des <strong>Faschismus</strong>begriffs<br />

Zum Prozeß der Rückbesinnung auf die Ansätze linker <strong>Faschismus</strong>kritik<br />

in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren, ihrer Weiterführung<br />

auf Grund des inzwischen vorliegenden immensen empirischen<br />

Materials und damit zugleich der Erledigung eines großen Teils<br />

der in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik dominierenden<br />

apologetischen, Monopolkapital und bürgerlich-imperialistische Gesellschaft<br />

aus der Ursachenerwägung ausklammernden <strong>Faschismus</strong>deutungen<br />

haben Kühnls Arbeiten über Teilaspekte des Nationalsozialismus,<br />

über die NPD und über hervorstechende restaurative<br />

Entwicklungszüge der bundesdeutschen Gesellschaft in jüngster Zeit<br />

ganz erheblich, vielleicht sogar, verglichen mit allen sonstigen parallelgehenden<br />

Bemühungen, am nachhaltigsten beigetragen. Der besondere<br />

Vorzug aller Kühnischen Untersuchungen liegt darin, daß in<br />

ihnen stets eine Fülle von Material aufs gewissenhafteste ausgebreitet<br />

und eher mit zu großer Vorsicht verarbeitet ist, so daß diejenigen,<br />

denen die empirische Forschung zum Daueralibi geworden ist, von<br />

dem aus sie jede sozial<strong>kritische</strong> Schlußfolgerung unter Ideologieverdacht<br />

stellen, es schwer haben, gegen Kühnl anzukommen, daß<br />

aber eben alle mit Akribie zusammengetragenen Einzelbeobachtungen<br />

auch stets der Frage nach ihrem sozialen Inhalt ausgesetzt werden,<br />

wodurch sich Kühnl von vornherein der Gefahr enthebt, in die<br />

Denkgeleise des Totalitarismusschemas zu verfallen oder einer der<br />

sonstigen einschlägigen Versuchungen landläufiger bürgerlicher <strong>Faschismus</strong>kritik,<br />

also etwa der Personalisierung und Dämonisierung,<br />

der Psychologisierung, Ökonomisierung oder Konstruktion bloßer<br />

ideengeschichtlicher Ahnenreihen, zu erliegen. Längst gehören deshalb<br />

Kühnls Bücher und Aufsätze zu jenem Grundbestand an neuerer<br />

<strong>Faschismus</strong>literatur der Bundesrepublik, auf den man jeden, den die<br />

<strong>Faschismus</strong>frage zu beschäftigen beginnt, zu allererst verweisen<br />

sollte, wobei sich Kühnls Arbeiten des weiteren noch dadurch auszeichnen,<br />

daß sie den Leser nie in die Gefahr bringen, die monopolkapitalistische<br />

Gesellschaft als den unstrittigen Nährboden des <strong>Faschismus</strong><br />

mit diesem gleichzusetzen und sich so den Zugang zur<br />

Dialektik der bürgerlichen Demokratie — deren Widersprüche in der<br />

Phase des monopolisierten und mit dem Staat verflochtenen Kapitalismus<br />

nicht aufgehoben, sondern verstärkt wirksam sind — selbst<br />

zu verstellen.<br />

Seit langem war zu sehen, daß ein Autor, den die Frage nach den<br />

sozialen Interessen und die Aufgeschlossenheit gegenüber den Quellen<br />

dazu geführt hatten, die bürgerlichen <strong>Faschismus</strong>theorien und<br />

den Positivismus als Ideologien zu durchschauen, sich eines Tages an,

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