Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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Reinhard Opitz<br />
Fragen der <strong>Faschismus</strong>diskussion<br />
Zu Reinhard Kühnls Bestimmung des <strong>Faschismus</strong>begriffs<br />
Zum Prozeß der Rückbesinnung auf die Ansätze linker <strong>Faschismus</strong>kritik<br />
in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren, ihrer Weiterführung<br />
auf Grund des inzwischen vorliegenden immensen empirischen<br />
Materials und damit zugleich der Erledigung eines großen Teils<br />
der in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik dominierenden<br />
apologetischen, Monopolkapital und bürgerlich-imperialistische Gesellschaft<br />
aus der Ursachenerwägung ausklammernden <strong>Faschismus</strong>deutungen<br />
haben Kühnls Arbeiten über Teilaspekte des Nationalsozialismus,<br />
über die NPD und über hervorstechende restaurative<br />
Entwicklungszüge der bundesdeutschen Gesellschaft in jüngster Zeit<br />
ganz erheblich, vielleicht sogar, verglichen mit allen sonstigen parallelgehenden<br />
Bemühungen, am nachhaltigsten beigetragen. Der besondere<br />
Vorzug aller Kühnischen Untersuchungen liegt darin, daß in<br />
ihnen stets eine Fülle von Material aufs gewissenhafteste ausgebreitet<br />
und eher mit zu großer Vorsicht verarbeitet ist, so daß diejenigen,<br />
denen die empirische Forschung zum Daueralibi geworden ist, von<br />
dem aus sie jede sozial<strong>kritische</strong> Schlußfolgerung unter Ideologieverdacht<br />
stellen, es schwer haben, gegen Kühnl anzukommen, daß<br />
aber eben alle mit Akribie zusammengetragenen Einzelbeobachtungen<br />
auch stets der Frage nach ihrem sozialen Inhalt ausgesetzt werden,<br />
wodurch sich Kühnl von vornherein der Gefahr enthebt, in die<br />
Denkgeleise des Totalitarismusschemas zu verfallen oder einer der<br />
sonstigen einschlägigen Versuchungen landläufiger bürgerlicher <strong>Faschismus</strong>kritik,<br />
also etwa der Personalisierung und Dämonisierung,<br />
der Psychologisierung, Ökonomisierung oder Konstruktion bloßer<br />
ideengeschichtlicher Ahnenreihen, zu erliegen. Längst gehören deshalb<br />
Kühnls Bücher und Aufsätze zu jenem Grundbestand an neuerer<br />
<strong>Faschismus</strong>literatur der Bundesrepublik, auf den man jeden, den die<br />
<strong>Faschismus</strong>frage zu beschäftigen beginnt, zu allererst verweisen<br />
sollte, wobei sich Kühnls Arbeiten des weiteren noch dadurch auszeichnen,<br />
daß sie den Leser nie in die Gefahr bringen, die monopolkapitalistische<br />
Gesellschaft als den unstrittigen Nährboden des <strong>Faschismus</strong><br />
mit diesem gleichzusetzen und sich so den Zugang zur<br />
Dialektik der bürgerlichen Demokratie — deren Widersprüche in der<br />
Phase des monopolisierten und mit dem Staat verflochtenen Kapitalismus<br />
nicht aufgehoben, sondern verstärkt wirksam sind — selbst<br />
zu verstellen.<br />
Seit langem war zu sehen, daß ein Autor, den die Frage nach den<br />
sozialen Interessen und die Aufgeschlossenheit gegenüber den Quellen<br />
dazu geführt hatten, die bürgerlichen <strong>Faschismus</strong>theorien und<br />
den Positivismus als Ideologien zu durchschauen, sich eines Tages an,