Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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286 Reinhard Opitz<br />
gerlichen Formalisierung des Demokratiebegriffs, dann gelangt man<br />
unvermeidlich dazu, von einer „echten" Linken, die in der Praxis<br />
durch alle Entwicklungsphasen hindurch einer bestimmten Strukturidee<br />
die Treue hält, diejenige Linke abzusondern, die sich nicht<br />
scheut, in bestimmten historischen Situationen zur Diktatur des Proletariats<br />
und also auch zum Gebrauch autoritärer Mittel überzugehen.<br />
Politische und gesellschaftliche Strukturen weisen sich primär auf<br />
Grund der Inhalte, für die sie durchlässig sind, als demokratische aus,<br />
sie sind es nicht schon qua Struktur bzw. qua allgemeiner — inhaltsindifferenter<br />
— Durchlässigkeit.<br />
Auf der anderen Seite bewirkt der Nachhall des liberalen Mitteverständnisses,<br />
daß der aus dem Machtwillen des Monopolkapitals<br />
hervorgehende Autoritarismus und der im Protest gegen die vom<br />
Monopolkapital geschaffenen Verhältnisse von unten her in Gestalt<br />
rechter Bewegungen aufsteigende Autoritarismus begrifflich eher<br />
zueinandergebracht werden, als es der Beobachtung des zwischen<br />
ihnen bestehenden Spannungs- und Eskalationsverhältnisses guttun<br />
kann. Das Problem, um das es geht, ist doch gerade der Umschlag<br />
rechtsradikaler Protestpotentiale in Stützen des Systems, gefragt ist<br />
nach der entzaubernden rationalen Erklärung der mystischen Vereinigung<br />
von Monopolkapital und Kleinbürgerradikalismus, die sich<br />
keineswegs uno actu, etwa erst am Tage der Übertragung der Staatsmacht<br />
auf die faschistische Partei, sondern natürlich mindestens bei<br />
der führenden und in der Phase unmittelbar vor der Machtübernahme<br />
eben notwendigerweise stets dominierenden (weil die praktische<br />
Möglichkeit der Machtübernahme allein garantierenden)<br />
Gruppe bereits vorher und sukzessive, bei anderen innerparteilichen<br />
Strömungen übrigens vielfach analog, wenn auch nur partiell, vollzieht,<br />
jedoch selten geradlinig, in der Regel vielmehr in einem widersprüchlichen<br />
Prozeß, weil die Einsetzung der faschistischen Partei in<br />
die Macht nur unter bestimmten innenpolitischen Bedingungen zum<br />
unmittelbaren — und dann auch überwiegend gemeinsamen — Interesse<br />
des Monopolkapitals wird, sein Verhältnis zur faschistischen<br />
Partei grundsätzlich ein instrumentelles ist, das bestimmt wird von<br />
seinem Primärinteresse am eigenen Profit und der eigenen Macht<br />
über den Staat und deshalb immer erst dann zu einem zielstrebig auf<br />
die direkte Machteinsetzung der faschistischen Partei hinarbeitenden<br />
wird, wenn dem politischen Machtkalkül des Monopolkapitals<br />
keine Wahlmöglichkeit mehr zwischen Integration und Terror gegeben<br />
erscheint, wenn die Integration mißrät und das, was sie leisten<br />
sollte, nur noch mittels eines einheitlichen politischen — also staatlichen<br />
— Diktatur- und Terrorsystems gewährleistet werden kann.<br />
Gerade erfolgreiche Integration aber ist gleichbedeutend mit der Erzeugung<br />
eben jener — also manipulierten und nicht etwa autochthonen<br />
— Mentalität und jenen falschen Bewußtseins in den abhängigen<br />
Klassen, aus denen sich der spezifisch rechtsradikale Affekt<br />
überhaupt erst aufbauen und so dem Monopolkapitalismus gerade im<br />
Augenblick des rapiden Popularitätsschwunds und Zerfalls seiner<br />
bisherigen eigenen Parteien eine neue, zur Vernichtung aller seiner