Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...
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375<br />
Uta Stolle<br />
Die Ursachen der Studentenbewegung<br />
im Urteil bürgerlicher Öffentlichkeit<br />
1969 hat den Abschluß einer ersten, „antiautoritären" Entwicklungsphase<br />
der als Studentenprotest beginnenden sozialistischen Bewegung<br />
in der BRD gebracht. Damit ist ein sinnvoller Zeitpunkt gegeben<br />
sowohl für die Beurteilung der Bewegung und ihrer möglichen<br />
Strategien selbst als auch für die Einschätzung der Reaktion und<br />
Problemverarbeitung der bürgerlichen Öffentlichkeit, die Gegenstand<br />
der folgenden Übersicht sein soll<br />
Außer in der aktuellen Presseberichterstattung vollzog sich die<br />
literarisch-wissenschaftliche „Bewältigung" der Protestbewegung bisher<br />
auf zweierlei Weise: Nachdem zunächst Soziologie und empirische<br />
Sozialforschung die Studentenbewegung nicht vorherzusehen imstande<br />
waren und z. T. noch die studentischen Einstellungen konstant<br />
als konformistisch, apolitisch, vergnügungs- und karriereorientiert<br />
gekennzeichnet hatten, als der Studentenprotest von West-Berlin auf<br />
die gesamte BRD übergriff 2 , sollten zahlreiche Einstellungsuntersuchungen<br />
von Meinungsforschungsinstituten das Phänomen „in den<br />
Griff bekommen". Deren Auftragscharakter wirkt sich jedoch in offenkundig<br />
herrschaftsorientierten Fragestellungen und Interpretationen<br />
aus, die die studentischen Einstellungen auf Ansatzpunkte zu<br />
notwendigen notdürftigen Retouschen gesellschaftlicher Schönheitsfehler<br />
(z. B. Hochschulstruktur, Parlamentsreformen) und auf mögliche<br />
realitätsgerechte Teilungs- und Isolierungsstrategien hin durchleuchten,<br />
eben damit aber eine eklatante Unfähigkeit garantieren, die<br />
tatsächlichen studentischen Intentionen, geschweige denn deren<br />
Gründe angeben zu können 3 .<br />
Im folgenden sollen jedoch die gleichzeitig entstandenen größtenteils<br />
essayistischen Deutungsversuche behandelt werden, die trotz des<br />
1 Berücksichtigt wurde dabei die wesentliche, seit Beginn der allgemeinen<br />
<strong>Diskussion</strong> entstandene Buchliteratur der BRD; vgl. dazu: Bibliographie<br />
Studentenunruhen, zsgest. v. Gerlinde Seidenspinner, hrsg. v.<br />
Dt. Jugendinstitut München als Beilage zu Heft 2/68 von: Jugendforschung,<br />
Jugendhilfe, Jugendpolitik; sowie: Die studentische Opposition in<br />
der Bundesrepublik (Auswahlbibliographie), hrsg. v. Wiss. Abt. d. dt.<br />
Bundestages, Bibliographien, Nr. 18, Juni 1968; Annotierte Zusammenstellung:<br />
Uta Stolle, Literatur zum studentischen Widerstand, in: Blätter f.<br />
dt. u. intern. Pol. 3/69, S. 36—48.<br />
2 So z. B. der Spiegel im Herbst 1967 aufgrund einer Allensbacher<br />
Untersuchung vom Winter 1966/67.<br />
3 Vgl. dazu die Analyse (mit weiteren Literaturangaben) von: Ulf<br />
Kadritzke, Rezeption und Interpretation der Studentenbewegung in der<br />
empirischen Sozialforschung, in: Sozialistische Politik 2/69, S. 36—48.