02.03.2014 Aufrufe

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

Faschismus-Theorien (VI) / Diskussion - Berliner Institut für kritische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Ursachen der Studentenbewegung 377<br />

stischen Gesellschaften Osteuropas bewiesen, daß dieser Widerspruch<br />

keineswegs nur der bürgerlichen Gesellschaft eigne. Damit werden<br />

die „jedem institutionellen System anhaftenden Härten und Unstimmigkeiten"<br />

5 zur Protestursache gemacht. In ähnlicher Weise werden<br />

als Bedingungen angegeben: das Sosein der „pluralistischen Demokratie",<br />

der als Organisation der „offenen Gesellschaft" Dahrendorfs<br />

der permanente Konflikt und natürlich auch sachgebotene technokratische<br />

Lenkung und bürokratische Organisation innewohnen 6 ; oder:<br />

der time-lag zwischen stagnierenden politischen <strong>Institut</strong>ionen und<br />

steigender <strong>kritische</strong>r Rationalität gesellschaftlichen Bewußtseins im<br />

20. Jahrhundert, der sich angeblich durch ständigen Anpassungsprozeß<br />

aufhebe 7 .<br />

Die Funktion dieser von rechts bis liberal prinzipiell gleichen Schemata<br />

ist deutlich: die Erklärung, daß tatsächlich auf Aufhebung drängende<br />

Widersprüche „gesund und unaufhebbar" seien, soll die Angst<br />

der von möglicher Veränderung Bedrohten beruhigen, wie sie durch<br />

Suggestion prinzipieller Unmöglichkeit die Hoffnung derer abtöten<br />

soll, deren Handeln sich an der Aufhebbarkeit dieser Widersprüche<br />

orientiert. Demgegenüber leiten die linken bis liberalen Kritiker die<br />

Studentenbewegung aus der „Krise der Demokratie" oder jedenfalls<br />

deren augenblicklichen Mängeln ab. Hier wird angeführt: das „Fehlen<br />

eines kritisch-konstruktiven Gegenprogramms der SPD als Oppositionspartei"<br />

bei Ausgang des „Wirtschaftswunders", „die Große<br />

Koalition, die keine neue Politik mit einer radikalen und deutlich<br />

erkennbaren Distanzierung zur früheren" ermöglicht habe 8 , während<br />

der im übrigen auch der „Parlamentarismus einmal nicht funktionierte"<br />

9 , sowie die „klerikal-konservative, in letzter Zeit zunehmend<br />

faschistische Tendenzen aufweisende Restauration" 10 ; Bütow macht<br />

vor allem eine Auffassung von Demokratie als Zustand statt als<br />

prozeßhaft zu verwirklichender verantwortlich, die Parteien wie Gesellschaft<br />

in der BRD durchdringe und innerhalb derer das Versagen<br />

der parlamentarischen Opposition nur ein Symptom unter vielen<br />

sei u , von Hentig nennt u. a. die Konfliktverdrängungspraxis<br />

und das verworrene Verhältnis zur Macht in der BRD na .<br />

Während die bisher referierten Erklärungsansätze die bundesrepublikanische<br />

Entwicklung reflektieren, wie verzerrt auch immer, gibt<br />

es nur äußerst spärliche Hinweise auf die universalgeschichtliche Entwicklung.<br />

Hierzu finden sich so wolkige wie technologisch bornierte<br />

Hinweise wie der auf den „Übergang zum atomaren und kybernetischen<br />

Zeitalter" 12 sowie die abstruse Theorie, die die Protestbewe-<br />

5 Rüegg, S. 9.<br />

6 Lummer, S. 5—13.<br />

7 Burichter, in: Schoeps/Dannenmann, S. 70 f.<br />

8 Ortlieb, S. 16.<br />

9 Flach, in: Dollinger, S. 210.<br />

10 Engelmann, in: Dollinger, S. 179 f.<br />

11 Bütow, bes. Kap. I.<br />

IIa Hentig, Die große Beschwichtigung, in: Glaser/Stahl, S. 163 ff.<br />

12 Wolfgang Leonhard, in: Dollinger, S. 154.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!