Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
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Kapitel 7 — Kleinste Quadrate, QR <strong>Lineare</strong> <strong>Algebra</strong> (2007)<br />
7.4 Die QR–Zerlegung mit Pivotieren<br />
Wir haben bisher bei der in Abschnitt 7.3 mit dem klassischen<br />
Gram–Schmidt–Verfahren berechneten QR–Zerlegung angenommen,<br />
dass die m × n Ausgangsmatrix A Maximalrang n hat, also insbesondere<br />
n ≤ m ist. In der Tat kann sonst das Verfahren (Algorithmus<br />
7.1) zusammenbrechen, weil ˜q k = o sein kann, womit dann q k<br />
nicht definiert ist. Dies kann schon für k ≤ Rang A eintreten, wie<br />
die Beispiele<br />
⎛<br />
⎝<br />
1 0 1<br />
0 0 1<br />
0 0 1<br />
⎞<br />
⎠ ,<br />
⎛<br />
⎝<br />
1 2 1<br />
2 4 1<br />
3 6 1<br />
zeigen, wo der Rang zwei ist, aber ˜q 2 = o wird. Offensichtlich<br />
müsste man hier die zweite und die dritte Kolonne vertauschen<br />
um einen zweiten normierten Basisvektor q 2 ⊥ q 1 zu finden. Mit<br />
anderen Worten, man muss Kolonnen-Pivotieren zulassen. Aber<br />
wie findet man eine zum Vertauschen geeignete Kolonne?<br />
Dazu modifizieren wir das Gram–Schmidt–Verfahren noch in anderer<br />
Hinsicht: durch Vertauschen von Schleife und Summe in (7.29).<br />
Algorithmus 7.2 (modifiziertes Gram-Schmidt-Verfahren<br />
mit Kolonnen-Pivotieren) Es sei A = ( a 1 . . . a n<br />
)<br />
∈<br />
E m×n . Man berechne:<br />
q 1 := a 1<br />
‖a 1 ‖ , ˜q i := a i − q 1 〈q 1 , a i 〉 (i = 2, . . . , n) ;<br />
⎫<br />
wähle p ≥ k mit ‖˜q p ‖ ̸= 0 und<br />
vertausche Kolonnen p und k; berechne<br />
q k := ˜q k<br />
‖˜q k ‖ ,<br />
⎪⎬<br />
(k = 2, . . . , n) .<br />
˜q i := ˜q i − q k 〈q k , ˜q i 〉 (i = k + 1, . . . , n);<br />
ist ‖˜q k+1 ‖ = · · · = ‖˜q n ‖ = 0 ,<br />
so gilt Rang A = k und man ist fertig<br />
⎪⎭<br />
⎞<br />
⎠<br />
(7.40)<br />
Um zu beweisen, dass in exakter Arithmetik das modifizierte und<br />
das klassisische Gram-Schmidt-Verfahren die gleichen Vektoren q k<br />
erzeugen, müsste man zeigen, dass in (7.40) gilt: 〈q k , ˜q i 〉 = 〈q k , a i 〉.<br />
Sind in Algorithmus 7.2 keine Kolonnenvertauschungen nötig, gilt<br />
nach wie vor A = QR, wobei nun r ki :≡ 〈q k , ˜q i 〉 für k < i. Ist<br />
Rang A < n, so werden Vertauschungen ausgeführt, und man hat<br />
AP = QR (7.41)<br />
mit einer m × m Permutationsmatrix P, der m × r Matrix Q :≡<br />
(<br />
q1 . . . q r<br />
)<br />
mit orthonormalen Kolonnen, die eine Basis von<br />
im A = R(A) bilden, und einer rechteckigen, r × n Rechtsdreiecksmatrix<br />
R. Dabei ist r :≡ Rang A.<br />
LA-Skript 7-12 30. September 2007 c○M.H. Gutknecht