Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
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Kapitel 9 — Eigenwerte und Eigenvektoren <strong>Lineare</strong> <strong>Algebra</strong> (2007)<br />
Die Summe der Diagonalelemente von A nennt man Spur [trace]<br />
von A:<br />
Spur A :≡ a 11 + a 22 + · · · + a nn . (9.13)<br />
Lemma 9.4 Das charakteristische Polynom χ A hat die Form<br />
<br />
χ A (λ) ≡: det (A − λI)<br />
= (−λ) n + Spur A (−λ) n−1 + · · · + det A . (9.14)<br />
Aus dem Vorangehenden folgt sofort:<br />
Satz 9.5 λ ∈ E ist genau dann Eigenwert der Matrix A ∈ E n×n ,<br />
wenn λ Nullstelle des charakteristischen Polynoms χ A ist, das<br />
heisst eine Lösung der charakteristischen Gleichung ist.<br />
Das Polynom χ A hat natürlich reelle Koeffizienten, wenn A reell<br />
ist (E = R); es hat komplexe Koeffizienten, wenn A komplex ist<br />
(E = C). Nach dem Fundamentalsatz der <strong>Algebra</strong> hat ein komplexes<br />
(oder reelles) Polynom vom exakten Grad n genau n (im<br />
allgemeinen komplexe) Nullstellen, falls man mehrfache Nullstellen<br />
mehrfach zählt.<br />
Das heisst man kann χ A , das den Höchstkoeffizienten (−1) n hat,<br />
wie folgt in n Linearfaktoren zerlegen:<br />
wobei λ k ∈ C, k = 1, . . . , n.<br />
χ A (λ) = (λ 1 − λ)(λ 2 − λ) · · · (λ n − λ) ,<br />
Ein reelles Polynom kann aber auch nicht-reelle Nullstellen haben.<br />
Falls A reell ist, aber λ nicht reell ist, so sind auch die zugehörigen<br />
Eigenvektoren nicht reell. (Denn wäre v ∈ R n und λ ∉ R, so wäre<br />
Av ∈ R n , aber vλ ∉ R n .)<br />
In der Eigenwerttheorie fasst man deshalb in der Regel relle Matrizen<br />
als komplexe Matrizen auf, das heisst man lässt komplexe<br />
Eigenwerte und komplexe Eigenvektoren zu. Deshalb setzen wir im<br />
folgenden E = C voraus.<br />
Es wird sich zeigen, dass die bereits definierte geometrische Vielfachheit<br />
eines Eigenwertes λ nicht unbedingt gleich seiner Vielfachheit<br />
als Nullstelle von χ A ist. Man definiert deshalb:<br />
Definition: Die algebraische Vielfachheit [algebraic multiplicity]<br />
eines Eigenwertes λ ist die Vielfachheit von λ als Nullstelle<br />
des charakteristischen Polynoms.<br />
<br />
Das Verhältnis zwischen algebraischer und geometrischer Vielfachheit<br />
wird in Abschnitt 9.4 diskutiert werden.<br />
Wir können also bei kleinen Matrizen die Eigenwerte und Eigenvektoren<br />
nach der folgenden Methode berechnen, die aber für grössere<br />
Matrizen (n ≫ 3) unbrauchbar ist, weil zu aufwendig und zu starken<br />
Rundungseffekten unterworfen.<br />
LA-Skript 9-6 30. September 2007 c○M.H. Gutknecht