Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
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Kapitel 4 — Vektorräume <strong>Lineare</strong> <strong>Algebra</strong> (2007)<br />
Beweis: Wir dürfen annehmen, die α k seien der Grösse nach geordnet:<br />
α 1 < α 2 < · · · < α n . Wären die Funktionen linear abhängig, so gäbe es<br />
einen grössten Index k mit der Eigenschaft, dass e αkt eine Linearkombination<br />
der übrigen Funktionen ist:<br />
Es folgt, dass<br />
f(t) :≡<br />
∑k−1<br />
e αkt = γ j e αjt .<br />
j=1<br />
∑k−1<br />
γ j e (α j−α k )t ≡ 1 .<br />
j=1<br />
Wegen α j − α k < 0 (j = 1, . . . , k − 1) ist aber lim t→∞ f(t) = 0 im<br />
Widerspruch zu f(t) ≡ 1.<br />
<br />
Die Verallgemeinerung der linearen Unabhängigkeit auf unendliche<br />
Mengen von Vektoren ist heikel. In der linearen <strong>Algebra</strong> geht man<br />
üblicherweise zunächst anders vor als in späteren Anwendungen.<br />
Wir kommen in Abschnitt 6.3 auf diesen Punkt zurück.<br />
Definition: Eine unendliche Menge von Vektoren heisst linear<br />
unabhängig [linearly independent], wenn jede endliche Teilmenge<br />
linear unabhängig ist. Andernfalls ist die Menge linear abhängig<br />
[linearly dependent].<br />
<br />
Beispiel 4.18: Ist {α k } ∞ k=0<br />
eine Folge verschiedener reller Zahlen, so<br />
sind die unendlich vielen Funktionen<br />
t ↦−→ e α kt<br />
(k = 1, 2, . . . )<br />
gemäss Beispiel 4.17 linear unabhängig.<br />
Wir könnten hier sogar von einer beliebigen Menge verschiedener reeller<br />
Zahlen ausgehen, zum Beispiel sogar von ganz R. Wir könnten<br />
auch beliebige komplexe Exponenten zulassen, müssten dann aber den<br />
Beweis anpassen. Es gibt hier offenbar eine enorm grosse Zahl linear unabhängiger<br />
Funktionen.<br />
<br />
Es ist nun naheliegend, unter den Erzeugendensystemen für einen<br />
Vektorraum solche auszuwählen, die möglichst klein sind. Umgekehrt<br />
möchte man Mengen von linear unabhängigen Vektoren so<br />
gross wählen oder so ergänzen, dass sie den ganzen Raum erzeugen.<br />
Beides führt auf den folgenden Begriff.<br />
Definition: Ein linear unabhängiges Erzeugendensystem eines<br />
Vektorraums V heisst Basis [basis] von V .<br />
<br />
Beispiel 4.19: Die n Einheitsvektoren im E n ,<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
0<br />
0<br />
1<br />
e 1 :≡ 0<br />
⎟ , e 2 :≡ ⎜ 0<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎝<br />
.<br />
0<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎜<br />
⎝<br />
.<br />
0<br />
, . . . , e<br />
⎟<br />
n :≡<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
0<br />
.<br />
0<br />
1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(4.21)<br />
LA-Skript 4-10 30. September 2007 c○M.H. Gutknecht