Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
Lineare Algebra - SAM - ETH Zürich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Lineare</strong> <strong>Algebra</strong> (2007)<br />
Kapitel 1 — <strong>Lineare</strong> Gleichungssysteme<br />
1.3 Die Lösungsmenge eines linearen<br />
Gleichungssystems<br />
In diesem Abschnitt wollen wir aus der Zeilenstufenform (1.28) eines<br />
allgemeinen linearen Gleichungssystems (1.1) aus m Gleichungen<br />
in n Unbekannten eine Reihe von einfachen theoretischen Aussagen<br />
ableiten.<br />
Der Rang r des Systems spielt dabei eine wichtige Rolle. Er ist<br />
nach Definition gleich der Anzahl der Pivotelemente, die bei der<br />
Reduktion auf Zeilenstufenform mittels Gauss-Elimination (Algorithmus<br />
1.2) auftreten oder auch die Zahl der Zeilen in der Zeilenstufenform<br />
der Koeffizientenmatrix, die nicht lauter Nullen enthalten.<br />
Erinnern wir uns daran, dass aufgrund unserer Konstruktion das<br />
gegebene System (1.1) und das daraus abgeleitete System (1.28) in<br />
Zeilenstufenform äquivalent sind, d.h. die gleichen Lösungen haben.<br />
Beim letzteren können wir aber sofort sehen, ob es Lösungen hat,<br />
und wenn ja, können wir die allgemeine Lösung leicht berechnen.<br />
Die Anzahl der freien Variablen ist n − r, und die Anzahl der Verträglichkeitsbedingungen<br />
ist m − r. Aufgrund der Definition von<br />
r ist klar, dass gilt: r ≤ min{m, n} .Daraus ergibt sich bereits der<br />
folgende wichtige Satz über Existenz und Eindeutigkeit der Lösung.<br />
Satz 1.1 Das System (1.28) und damit das System (1.1) hat genau<br />
dann (mindestens) eine Lösung, wenn<br />
• entweder r = m ist<br />
(d.h. keine Verträglichkeitsbedingungen auftreten),<br />
• oder r < m und c r+1 = c r+2 = · · · = c m = 0 ist<br />
(d.h. die Verträglichkeitsbedingungen erfüllt sind).<br />
Gibt es Lösungen, so gilt<br />
• falls r = n: die Lösung ist eindeutig,<br />
• falls r < n: es gibt eine (n−r)–parametrige Lösungsschar<br />
(denn die n − r freien Variablen sind frei wählbar).<br />
Wir können daraus leicht weitere Schlüsse ziehen. Zur Formulierung<br />
verwenden wir wieder die Bezeichnung Ax = b aus (1.2b).<br />
Korollar 1.2 Der Rang r hängt nur von der Koeffizientenmatrix<br />
A ab, aber nicht von den gewählten Pivotelementen oder von der<br />
rechten Seite b.<br />
Beweis: Der Rang bestimmt die Zahl n − r freier Parameter in der<br />
Lösungsmenge. Letztere bleibt aber während der Gauss-Elimination unverändert.<br />
Zudem ist r unabhängig von der rechten Seite des Systems.<br />
Also muss r eindeutig bestimmt sein durch die Koeffizientenmatrix A.<br />
(Die Stichhaltigkeit dieses Beweises wird später untermauert werden.)<br />
Aufgrund von Korollar 1.2 schreiben wir r = Rang A [r = rank A].<br />
c○M.H. Gutknecht 30. September 2007 LA-Skript 1-17