Biochemische Charakterisierung der siRNA-vermittelten Erkennung ...
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6 Diskussion<br />
mindestens drei Phasen mit sich unterscheidenden Geschwindigkeitsratenkonstanten durchläuft<br />
(siehe Abschnitt 5.7.3). Die Assoziationsratenkonstante <strong>der</strong> ersten Phase ist abhängig<br />
von <strong>der</strong> Konzentration des Proteins und stellt daher aller Wahrscheinlichkeit nach die diusionskontrollierte<br />
Bildung eines initialen Kollisionskomplexes dar. Dabei ist es unerheblich, ob<br />
die <strong>siRNA</strong> einzel- o<strong>der</strong> doppelsträngig ist o<strong>der</strong> sie eine Phosphatgruppe am 5'-Ende trägt. Der<br />
einzige mögliche Grund für unterschiedliche Assoziations- und Dissoziationsratenkonstanten<br />
besteht in einer unterschiedlichen Diusionsgeschwindigkeit <strong>der</strong> beteiligten Komponenten. Da<br />
in allen drei Fällen hAgo2 einer <strong>der</strong> Bindepartner ist, müssen Unterschiede <strong>der</strong> Geschwindigkeitsratenkonstanten<br />
demnach auf die <strong>siRNA</strong>-Substrate zurückzuführen sein. Die Assoziationsund<br />
Dissoziationsratenkonstanten des ersten Bindungsschrittes für Komplexe aus GST-hAgo2<br />
und P-as2B-FAM bzw. OH-as2B-FAM sind praktisch identisch. Im Fall von GST-hAgo2 und<br />
<strong>der</strong> doppelsträngigen P-si2B-FAM verläuft die Assoziation und Dissoziation etwas schneller<br />
(siehe Tabelle 5.2). Möglicherweise ndet deshalb die Diusion von P-si2B-FAM schneller statt<br />
als bei den einzelsträngigen <strong>siRNA</strong>-Substraten.<br />
Die zweite und dritte beobachtete Phase sind nicht von <strong>der</strong> Proteinkonzentration abhängig.<br />
Deshalb ist anzunehmen, dass sie konformationelle Umlagerungen des Komplexes beschreiben,<br />
die für die Beladung von hAgo2 notwendig sind. Für die Bindung einer guide DNA<br />
durch T. thermophilus Ago sind dies die Verlängerung <strong>der</strong> basischen Bindungsfurche durch<br />
eine Rotation <strong>der</strong> Mid Domäne sowie eine Drehung <strong>der</strong> PAZ Domäne, was in <strong>der</strong> Verengung<br />
des Kanals und dadurch in einer festen Bindung des guide Stranges resultiert (siehe Abbildung<br />
2.8) [28, 153]. Die Geschwindigkeitsratenkonstanten des zweiten Assoziationsschrittes<br />
ähneln sich untereinan<strong>der</strong>, im Gegensatz zu den entsprechenden Dissoziationsratenkonstanten,<br />
die um den Faktor 10 voneinan<strong>der</strong> abweichen (siehe Tabelle 5.2). Da sich die Substrate<br />
P-as2B-FAM und OH-as2B-FAM nur durch die 5'-terminale Phosphatgruppe unterscheiden,<br />
müssen unterschiedliche kinetische Parameter auf dieses Merkmal zurückzuführen sein. Da<br />
die Phosphatgruppe für die Verankerung des guide Stranges in <strong>der</strong> Mid Bindetasche zuständig<br />
ist (siehe Abbildung 2.5 B) [119], impliziert dies, dass die zweite Phase bei <strong>der</strong> hAgo2-<br />
Beladung die Bindung des 5'-Endes des guide Stranges repräsentiert. Bei Abwesenheit <strong>der</strong><br />
kritischen Phosphatgruppe ist dieser Prozess erschwert, was zu einer beschleunigten Dissoziation<br />
führt und unter Gleichgewichtsbedingungen in einer vermin<strong>der</strong>ten Anität resultiert.<br />
Auch <strong>der</strong> Vergleich von Assoziations- und Dissoziationsgeschwindigkeiten des zweiten Schrittes<br />
von GST-hAgo im Komplex mit P-as2B-FAM bzw. P-si2B-FAM zeigt einen signikanten<br />
Unterschied bei <strong>der</strong> Rückreaktion um den Faktor 30, während die Hinreaktion bei Bindung<br />
einer einzel- o<strong>der</strong> doppelsträngigen <strong>siRNA</strong> vergleichbar schnell abläuft (siehe Tabelle 5.2).<br />
Bei einer doppelsträngigen <strong>siRNA</strong> ist das 5'-terminale Nukleotid des guide Stranges mit dem<br />
dritten Nukleotid des passenger Stranges gepaart. Es wäre zu erwarten, dass für die Verankerung<br />
zum Einen Energie aufgewendet werden muss, um die Watson-Crick-Basenpaarung<br />
aufzubrechen. Zum An<strong>der</strong>en weist ein gebundener guide Strang einen Knick im Phosphat-<br />
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