Biochemische Charakterisierung der siRNA-vermittelten Erkennung ...
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2.5 Die Kinetik <strong>der</strong> <strong>siRNA</strong>-<strong>vermittelten</strong> RNAi<br />
tung können Abweichungen leicht durch die Verwendung verschiedener Systeme entstehen.<br />
Brown et al. bedienten sich eines Komplexes in HeLa-Zellextrakt, den sie zuvor in vivo durch<br />
Transfektion mit <strong>siRNA</strong> beluden. Dieser Komplex wurde als Holo-RISC bezeichnet [185].<br />
Analog dazu verwendeten Haley und Zamore in vivo beladenen RISC im Lysat von D. melanogaster<br />
Embryonen [63]. Martinez und Tuschl benutzten einen minimalen RISC aus HeLa-<br />
Zellextrakt, <strong>der</strong> mit Hilfe von Biotin-markierter <strong>siRNA</strong> anitätsgereinigt worden war [168].<br />
Mit dem gleichen System arbeiteten Ameres et al. [200]. Die Gruppe um Rivas verwendete in<br />
E. coli Zellen rekombinant exprimiertes, anitätsgereinigtes GST-hAgo2 in Kombination mit<br />
einzelsträngiger <strong>siRNA</strong> in einem reinen in vitro System. Dies bezeichneten sie als rekombinanten<br />
RISC [62]. Bei den verschiedenen Systemen ist zu beachten, dass <strong>der</strong> jeweilige RISC mit<br />
sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine unterschiedliche Zusammensetzung besitzt. Bei Arbeiten<br />
mit Zellextrakten muss davon ausgegangen werden, dass sich neben Ago weitere Komponenten<br />
wie Dicer o<strong>der</strong> dsRNA-bindende Proteine, z. B. TRBP o<strong>der</strong> PACT, im Reaktionsansatz<br />
benden. Auch bei Arbeiten mit immunopräzipitiertem o<strong>der</strong> anitätsgereinigtem Ago aus<br />
Säuger- o<strong>der</strong> Insektenzellen ist die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Koisolierung an<strong>der</strong>er Komponenten<br />
neben Ago sehr groÿ. Dies ist dadurch bedingt, dass hAgo2 mit einer Vielzahl an Proteinen<br />
in direkte Wechselwirkung treten kann [85, 146152, 201, 202].<br />
Martinez und Tuschl identizierten die Freisetzung <strong>der</strong> Spaltprodukte sowie konformationelle<br />
Umlagerungen des RISC als geschwindigkeitsbestimmenden Schritt [168]. Hierbei besteht<br />
die Möglichkeit, dass für die Spaltproduktfreisetzung entwe<strong>der</strong> ein Faktor für die Entwindung<br />
<strong>der</strong> Stränge nötig ist, wie beispielsweise eine Helikase. An<strong>der</strong>erseits ist es vorstellbar, dass Ago<br />
selbst in <strong>der</strong> Lage ist, die Spaltprodukte zu entlassen. Diese Betrachtungen berücksichtigen allerdings<br />
nicht mögliche Eekte <strong>der</strong> target RNA-Zugänglichkeit [22]. Brown et al. untersuchten<br />
den Einuss von An- bzw. Abwesenheit <strong>der</strong> spezischen target RNA innerhalb <strong>der</strong> Zelle. Sie<br />
konnten we<strong>der</strong> einen signikanten Einuss auf die kinetischen Parameter des RISC noch die<br />
Menge aktiver Komplexe in HeLa-Zellen beobachten. Weiterhin konnten sie zeigen, dass ein<br />
programmierter RISC eine Halbwertszeit von zwei bis vier Tagen besitzt [185]. Die Gruppe um<br />
Ameres zeigte, dass bei geringer Zugänglichkeit <strong>der</strong> <strong>Erkennung</strong>ssequenz innerhalb <strong>der</strong> target<br />
RNA unter multiple turnover Bedingungen die Spaltungsreaktion einen biphasischen Verlauf<br />
nimmt. Die beobachtete burst Phase wird auf den Umsatz von target RNA innerhalb präassemblierter<br />
Komplexe zurückgeführt (initiale single turnover Reaktion). Die folgende Phase<br />
besitzt eine deutlich langsamere Rate und repräsentiert vermutlich die Reaktion unter Gleichgewichtsbedingungen,<br />
<strong>der</strong>en limitieren<strong>der</strong> Schritt die Freisetzung <strong>der</strong> Spaltprodukte aus dem<br />
RISC darstellt [200].<br />
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