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Kursbuch 2011 / 2012

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Anmeldung Tel 05 90 90 5-7777 Reportage Management 37<br />

Management<br />

Unser Leben<br />

als Kaleidoskop<br />

Erinnern Sie sich an das kleine Kartonröhrchen,<br />

gefüllt mit bunten Steinen, in<br />

das wir als Kinder voller Staunen hineingeschaut<br />

haben? Bei der geringsten Drehung<br />

des Röhrchens veränderte sich das<br />

bunte Bild, das durch Spiegelungen erzeugt<br />

wurde.<br />

Eine gute Metapher, um zu erklären, was<br />

der systemische Ansatz bedeutet, dem wir<br />

heute in vielen Seminaren und Lehrgängen<br />

begegnen. Eine winzige Veränderung – und<br />

das Gesamtbild ist anders! „Systemisch“<br />

wohlgemerkt – und nicht systematisch –,<br />

was vom Inhaltlichen her ein großer Unterschied<br />

ist. Im Gespräch dazu DI Kambiz<br />

Poostchi, Architekt, Unternehmensberater<br />

mit Schwerpunkt systemische Unternehmens-<br />

und Organisationsentwicklung, Coaching<br />

und Teamtraining. Lehrtätigkeit in<br />

systemischer Kommunikation, Mediation,<br />

Coaching und systemisches Leadership.<br />

Langjährige Trainingstätigkeit in Wirtschaft,<br />

Tourismus und Lehrerausbildung.<br />

Was ist der Unterschied zwischen „systematisch“<br />

und „systemisch“?<br />

„Systematisch“ beschreibt eine planvolle<br />

Vorgehensweise beim Lösen einer Aufgabe<br />

oder bei der Analyse eines Problems oder<br />

etwas, das nach einem Plan organisiert ist,<br />

der nachvollziehbar ist. „Systemisch“ beschreibt<br />

die Betrachtung von Phänomenen<br />

als Teil eines Systems oder eines Ganzen, im<br />

Zusammenhang mit anderen Phänomenen.<br />

Das heißt also, dass nicht das einzelne<br />

Phänomen im Mittelpunkt steht, sondern<br />

die Beziehung?<br />

Richtig. Ich gebe ein Beispiel: Denken Sie<br />

an eine Rose. Sie besteht aus einem Stängel,<br />

den Blättern, den Dornen, den Blütenblättern<br />

usw. Zerzupfen Sie die Rose und<br />

legen Sie die Einzelteile nebeneinander<br />

hin. Das ist weder schön noch ergibt es einen<br />

Sinn. Als Rose ist die Blume schön –<br />

man kann nichts davon einfach wegnehmen.<br />

Das Ganze verändert sich, wenn ein<br />

Teil fehlt, das Gesamtbild ist ein anderes.<br />

Als Nächstes betrachten wir die Funktion<br />

der Rose: einmal im Garten, dann auf dem<br />

Alles ist eingebettet in ein System an<br />

Beziehungen, nichts existiert isoliert<br />

auf der Welt.<br />

Frühstückstisch, in der Hand eines Verliebten<br />

und vor dem Maul eines hungrigen Kamels<br />

in einer Oase. Die Funktion ist in jedem<br />

Zusammenhang eine andere. Das trifft<br />

auf alle Systeme zu.<br />

Auf welche Bereiche lässt sich der systemische<br />

Ansatz anwenden?<br />

Weil es sich dabei um eine Haltung handelt,<br />

eine Art, die Welt zu betrachten, auf alle Bereiche.<br />

Das beginnt schon beim einzelnen<br />

Menschen und den Beziehungen in der Familie,<br />

im Freundeskreis, im Beruf. Alles ist<br />

eingebettet in ein System an Beziehungen,<br />

nichts existiert isoliert auf der Welt. Und<br />

wann immer es eine Änderung im System<br />

gibt, hat das Auswirkungen auf alle einzelnen<br />

Teile. Ganz deutlich sehen wir das in<br />

der Natur, wenn die Menschen in das Ökosystem<br />

eingreifen und die weitreichenden<br />

Konsequenzen ihres Tuns nicht abschätzen.<br />

Derzeit arbeiten wir besonders in den<br />

Bereichen systemisches Leadership, systemisches<br />

Coaching und systemisches Projektmanagement.<br />

„Dynamisches Gleichgewicht“ ist ein zentraler<br />

Begriff des systemischen Ansatzes. Was<br />

bedeutet das in Bezug auf das Führen von<br />

Unternehmen?<br />

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Unsere<br />

Welt ist zunehmend komplex und miteinander<br />

verknüpft, Veränderungen sind<br />

nicht mehr steuerbar. Führungspersonen<br />

sind besonders gefordert, weil es gegenwärtig<br />

zu einer Ablöse alter Führungsmethoden<br />

durch neue Strategien und Denkweisen<br />

kommt. Das Gleichgewicht in einer<br />

Organisation kann bestehen bleiben, wenn<br />

es dynamisch ist. Und dafür braucht es systemisch<br />

denkende Führungskräfte, Verantwortliche,<br />

die wissen, wie sie Kreativität,<br />

Intelligenz und soziales Denken ihrer Leute<br />

stärken – und dass sich diese Fähigkeiten im<br />

Team potenzieren. Ein Team muss man<br />

ebenso betrachten wie vorhin die Rose, als<br />

Ganzheit mit einem Eigenleben und mit einer<br />

Funktion nach außen hin.

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