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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Aliye Yegane Arani<br />

Bekannten nicht unbedingt, daß sie Baha6i ist. "Vor allem religiös strenge<br />

türkische Sunniten sehen uns sonst als Ungläubige <strong>und</strong> denken, daß wir was<br />

Böses machen." In diesem Zusammenhang berichtete sie folgendes Erlebnis:<br />

Eine junge, mo<strong>der</strong>ne türkisch-sunnitische Familie, mit <strong>der</strong> ihre Familie schon<br />

sehr lange <strong>und</strong> zeitweise eng befre<strong>und</strong>et war, wurde innerhalb kurzer Zeit streng<br />

religiös. Das verän<strong>der</strong>te Verhalten <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e war <strong>der</strong> Baha6i-Familie zwar<br />

befremdlich, aber sie besuchten diese trotzdem weiterhin. Inzwischen<br />

verschleierte sich die sunnitische Fre<strong>und</strong>in, sah Männern nicht mehr in die<br />

Augen, gab ihnen nicht mehr die Hand <strong>und</strong> bei den Besuchen saßen die Frauen<br />

getrennt von den Männern - alles Praktiken, die den Baha6i aufgr<strong>und</strong> des<br />

Prinzips <strong>der</strong> Gleichberechtigung von Mann <strong>und</strong> Frau fern liegen. Wegen ihres<br />

Glaubens verschlossen sich die sunnitischen Fre<strong>und</strong>e zunehmend <strong>der</strong> Baha6i-<br />

Familie gegenüber <strong>und</strong> brachen letztlich den Kontakt ganz ab. Eine Zeit lang<br />

bestanden noch geheime Treffen mit <strong>der</strong> Tochter, die mit <strong>der</strong> Tochter <strong>der</strong> Baha6i<br />

befre<strong>und</strong>et war <strong>und</strong> Probleme mit <strong>der</strong> strengen Religiosität ihrer Eltern<br />

bekommen hatte. Doch auch diese Verbindung brach rasch ab. Dies geschah<br />

vermutlich weil die Eltern ihrer Tochter den Kontakt zu den Baha6i verboten<br />

hatten. Später erzählten türkische Nachbarn Shenaz, daß ihre ehemaligen<br />

Fre<strong>und</strong>e ihnen gegenüber geäußert hatten: "Hier wohnten die Çavdars (Familienname,<br />

Anm. d. Verf.). Wir kennen sie nicht!" Eine ähnliche Erfahrung von<br />

Ausgrenzung wurde mir über eine an<strong>der</strong>e türkische Baha6i-Familie berichtet. Sie<br />

stammte <strong>aus</strong> einem anatolischen Dorf. Nach ihrem Übertritt zur Baha6i-Religion<br />

wurde sie bei Besuchen in ihrem Heimatdorf vom gesamten Dorf gemieden.<br />

Über ihre Erfahrungen mit Deutschen außerhalb <strong>der</strong> Baha6i-Gemeinde berichteten<br />

die türkischen Baha6i, daß sie wegen ihrer offeneren Haltung in verschiedenen<br />

Bereichen, wie beispielsweise <strong>der</strong> gleichberechtigten Stellung <strong>der</strong><br />

Frauen o<strong>der</strong> da sie kein Verbot von Schweinefleisch kennen, als "nicht richtig<br />

türkisch" o<strong>der</strong> als "Ausnahme-Türken" angesehen wurden.<br />

Gleichberechtigung im Wissen: Die Iraner<br />

Als Vertreter des Baha6i Ursprungslandes, die zum Teil, wie schon erwähnt, eine<br />

eigene familiäre Baha6i-Tradition mit Verbindungen zu zentralen Gestalten <strong>der</strong><br />

Baha6i-Geschichte aufweisen wie auch hinsichtlich <strong>der</strong> Verfolgungsgeschichte<br />

haben die iranischen Baha6i innerhalb <strong>der</strong> Gemeinden eine beson<strong>der</strong>e Position<br />

inne. Diese Position <strong>der</strong> iranischen Baha6i, die auf die Auffassung<br />

zurückzuführen ist, dem Glauben in irgendeiner Form näher zu stehen, wird aber<br />

von Gläubigen an<strong>der</strong>er Herkunft <strong>und</strong> den Baha6i-Institutionen nicht unbedingt<br />

anerkannt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> universalen Baha6i-Dogmen <strong>und</strong> des egalitären

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