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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Individualisierung <strong>und</strong> Säkularisierung islamischer Religiosität<br />

Trotz <strong>der</strong> spirituellen Dimension von Aylas Glauben zeigt dieser Religiositätstyp<br />

insofern gewisse säkularisierende Tendenzen auf, als daß die Generalisierung<br />

von religiösen Inhalten in ethische abstrakte Werte als ein erster<br />

Schritt <strong>der</strong> Rationalisierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verselbständigung von konkreten religiösen<br />

Geboten gesehen werden kann (Weber 9 1998). Am deutlichsten tritt dies in<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung ihrer Religionspraxis zutage: We<strong>der</strong> das Ritualgebet noch die<br />

unbedingte Verhüllung machen für Ayla <strong>aus</strong> dieser Perspektive, in <strong>der</strong> es um<br />

abstrakte innere Werte geht, noch Sinn.<br />

Wie schon anfangs erwähnt, drückt sich bei beiden Frauen die Religiosität<br />

als individuelle, weil auf ihren Lebensweg bezogene islamische Lebensführung<br />

<strong>aus</strong>. Während aber Aylas Religiosität auch von dem Anspruch individueller<br />

Religiosität als persönliche Beziehung zu Allah getragen ist, hat Mihribans<br />

Religiosität vom Anspruch her weniger Individualität als vielmehr Freiheit<br />

zum Ziel. Während Mihriban sich als Mitglied einer islamischen Organisation,<br />

<strong>der</strong> Milli GörüÕ, für die "Aufklärung <strong>der</strong> Türkinnen" mit diesem Ziel engagiert,<br />

strebt Ayla die Kommunikation auch mit Nicht-Muslimen zur Harmonisierung<br />

<strong>der</strong> Beziehungen über die gemeinsame Religiosität an. Beide Frauen haben<br />

damit einen Bruch zu ihrer Elterngeneration vollzogen. Zur Fortschreibung <strong>der</strong><br />

von ihnen erwirkten Verän<strong>der</strong>ung bedarf es nach bei<strong>der</strong> Ansicht einer an<strong>der</strong>en,<br />

von ihrer eigenen unterschiedenen, systematisierten islamischen Erziehung.<br />

Darin sehen auch beide eine beson<strong>der</strong>e Aufgabe für sich als muslimische<br />

Frauen. Während aber Mihriban dabei an Religionsunterricht in türkischer<br />

bzw. deutscher Sprache denkt, erörtert Ayla dies als ein Problem fehlenden<br />

Ethikunterrichts.<br />

Literatur<br />

Gabriel, Karl (Hg.) 1996. <strong>Religiöse</strong> Individualisierung o<strong>der</strong> Säkularisierung.<br />

Biographie <strong>und</strong> Gruppe als Bezugspunkte mo<strong>der</strong>ner Religiosität. Gütersloh:<br />

Gütersloher Verlagsh<strong>aus</strong>.<br />

Heitmeyer, Wilhelm/Joachim Müller/Helmut Schrö<strong>der</strong> 1997. Verlocken<strong>der</strong><br />

F<strong>und</strong>amentalismus. Türkische Jugendliche in Deutschland. Frankfurt/M.:<br />

Suhrkamp.<br />

Hervieu-Léger, Danièle 1990. Religion and Mo<strong>der</strong>nity in the French Context.<br />

For a New Approach to Secularization. In: Sociology Analysis 51, 15-25.<br />

Kepel, Gilles 1991. Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christen <strong>und</strong> Juden<br />

auf dem Vormarsch. München: Piper.<br />

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