Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Die Baha6i in Deutschland<br />
Rates <strong>der</strong> Baha6i in Deutschland (Yonan 1994: 82, NGR 1998c). Neben dem<br />
deutschen H<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Andacht gibt es weltweit noch sechs weitere. Diese befinden<br />
sich in Wilmette, Illinois (USA), Kampala (Uganda), bei Sydney (Australien),<br />
Panama City (Panama), Apia (Western Samoa) <strong>und</strong> in New Dehli (Indien). 15<br />
In <strong>der</strong> deutschen Gemeinde sind r<strong>und</strong> 70 Nationalitäten vertreten. 16 B<strong>und</strong>esweit<br />
gibt es etwa 60 Baha6i türkischer Herkunft, von denen <strong>der</strong> Hauptteil in<br />
Berlin lebt. Bei dieser multinationalen Zusammensetzung ist es offensichtlich,<br />
daß die Baha6i-Glaubensgemeinde keine ethnische - o<strong>der</strong> Diaspora-Religionsgemeinschaft<br />
darstellt. 17 Daß die türkischen Baha6i faktisch eine kleine Min<strong>der</strong>heit<br />
innerhalb einer Min<strong>der</strong>heit - den Baha6i in Deutschland - bilden, stellt<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> universalistischen Weltbürger-Orientierung, <strong>der</strong> Ethik <strong>der</strong> kulturellen<br />
Offenheit sowie <strong>der</strong> tatsächlich bestehenden Heterogenität <strong>der</strong> Gemeinden<br />
hinsichtlich nationaler, ethnischer <strong>und</strong> religiöser Hintergründe gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
keine Barriere zwischen den Gläubigen dar.<br />
Die Baha6i-Lehre von <strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> Menschheit geht von einer Einheit in<br />
Mannigfaltigkeit <strong>aus</strong>. Vielfalt wird dabei als wichtigster Antrieb bei <strong>der</strong> Errichtung<br />
einer geeinten Menschheit betrachtet, <strong>der</strong>en Fortschritt auf weltweiter<br />
Zusammenarbeit beruht (Der Nationale Geistige Rat 1998: 19ff.). 18 Die Unterschiede<br />
zwischen den Menschen stellen in dieser Sichtweise die wichtigste<br />
menschliche Ressource bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Weltzivilisation dar. Deswegen<br />
wird dem Schutz <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unterstützung von <strong>Min<strong>der</strong>heiten</strong> eine beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit gewidmet. Shoghi Effendi erhob ihn zur "ersten <strong>und</strong> un<strong>aus</strong>weislichen<br />
Pflicht" je<strong>der</strong> Baha6i-Gemeinde <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Verbreitung des Glaubens<br />
wurde <strong>der</strong> Aufnahme von Beziehungen zu <strong>Min<strong>der</strong>heiten</strong> wie den Juden, den<br />
Schwarzen in den USA, Indianervölkern <strong>und</strong> Eskimos beson<strong>der</strong>er Wert<br />
beigemessen (Huddleston 1986: 146, Shoghi Effendi 1954: 431).<br />
In dem Report einer unabhängigen internationalen Expertengruppe für die<br />
UNESCO zu Fragen <strong>der</strong> Schaffung eines friedvollen multikulturellen Planeten,<br />
stellte dessen Leiter Ervin Laszlo 19 die internationale Baha6i-Gemeinde neben<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union als Beispiel für die Realisierung einer kulturellen<br />
Einheit in <strong>der</strong> Vielfalt dar. Er sieht die moralische <strong>und</strong> praktische Fähigkeit, in<br />
Frieden <strong>und</strong> gegenseitiger Unterstützung miteinan<strong>der</strong> zu leben, an den Baha6i<br />
demonstriert:<br />
"Die Praxis dieser Religionsgemeinschaft ist ein überprüfbarer Beleg dafür,<br />
daß eine solche praktizierte Gleichwertigkeit aller Menschen an allen Orten<br />
<strong>der</strong> Welt zu keiner kulturellen Verarmung o<strong>der</strong> Nivellierung führt, son<strong>der</strong>n<br />
ganz im Gegenteil zu einem weit überdurchnittlichen alltäglichen 3Kultur<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch3.<br />
Interessanterweise hat sich die Baha6i-Weltgemeinde gerade die<br />
Pflege <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung aller Kulturen in beson<strong>der</strong>er Weise auf ihre Fahnen<br />
geschrieben." (Laszlo 1993: 18).<br />
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