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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Gaby Straßburger<br />

tenehen wenigstens annäherungsweise beurteilen zu können, muß man auf die<br />

Ehegattennachzugsstatistik des Auswärtigen Amtes <strong>aus</strong>weichen. Damit läßt sich<br />

wenigstens die Zahl <strong>der</strong>jenigen Ehen erfassen, die mit Partnern geschlossen<br />

werden, die vor <strong>der</strong> Ehe in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> leben <strong>und</strong> danach als Heiratsmigranten im<br />

Rahmen des Ehegattennachzugs nach Deutschland kommen.<br />

Faßt man all diese Angaben für ein Kalen<strong>der</strong>jahr zusammen (Abbildung 1), so<br />

läßt sich in etwa abschätzen, wie hoch die Gesamtzahl <strong>der</strong> Trauungen ist. 2<br />

Demnach haben in Deutschland lebende Türken <strong>und</strong> Türkinnen 1996 ca. 29 000<br />

Ehen geschlossen. Mehr als 80 Prozent haben innerhalb ihrer eigenen<br />

Nationalität geheiratet <strong>und</strong> über 60 Prozent sind Ehen mit Partnern eingegangen,<br />

die vor <strong>der</strong> Heirat in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> lebten <strong>und</strong> anschließend im Rahmen des<br />

Ehegattennachzugs nach Deutschland migrierten. Daneben wurden 4700<br />

deutsch-türkische <strong>und</strong> 750 <strong>aus</strong>ländisch-türkische Ehen geschlossen.<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> Ehen ist mit einer Heiratsmigration nach Deutschland verb<strong>und</strong>en.<br />

1996 wurden r<strong>und</strong> 17 500 Visa vergeben, die den Nachzug zu türkischen<br />

Partnern in Deutschland gestatten. 3 Fast 60 Prozent <strong>der</strong> Visa wurden für<br />

Ehefrauen <strong>aus</strong>gestellt, was darauf schließen läßt, daß männliche Migranten <strong>der</strong><br />

zweiten Generation häufiger als weibliche jemanden <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> heiraten. Es<br />

scheint daher naheliegend, anzunehmen, daß männliche Migranten es - <strong>aus</strong><br />

welchen Gründen auch immer - vorziehen, ihre Ehepartnerinnen nicht in<br />

Deutschland, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> zu suchen. Hält man sich indes vor Augen,<br />

daß in Deutschland wesentlich mehr junge Männer türkischer Staatsangehörigkeit<br />

leben als Frauen, 4 wird deutlich, daß das geschlechtsspezifische Ungleichgewicht<br />

nicht zuletzt <strong>der</strong> un<strong>aus</strong>geglichenen Geschlechterproportion (marriage<br />

squeeze) in <strong>der</strong> türkischen Migrantenbevölkerung geschuldet ist.<br />

Aus integrationstheoretischer Perspektive wäre es interessant zu verfolgen, ob<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> mit einer Heiratsmigration verb<strong>und</strong>enen Ehen steigt, stabil bleibt<br />

o<strong>der</strong> sinkt. Angenommen, die zweite Migrantengeneration ginge verstärkt dazu<br />

über, ihre Partner in Deutschland zu suchen, könnte dar<strong>aus</strong> auf einen<br />

fortschreitenden Nie<strong>der</strong>lassungsprozeß geschlossen werden. Solche<br />

Fragestellungen lassen sich allerdings auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> amtlichen Statistiken<br />

bisher nicht empirisch beantworten. Das liegt vor allem daran, daß die Zahl <strong>der</strong><br />

Eheschließungen in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nicht festzustellen ist <strong>und</strong> man deshalb auf die<br />

Zahl <strong>der</strong> Ehegattennachzüge zurückgreifen muß, über die die ersten Daten nicht<br />

eher als 1996 vorgelegt wurden. 5 Über den Großteil <strong>der</strong> Eheschließungen liegen<br />

also für die Zeit davor keine Angaben vor, so daß letztendlich auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

zur Verfügung stehenden Statistiken bisher nicht zu verfolgen ist, ob die in<br />

Deutschland lebenden Migranten allmählich dazu übergehen, sich ihre Partner in<br />

Deutschland zu suchen o<strong>der</strong> ob sie weiterhin in erster Linie auf ihr<br />

Herkunftsland zurückgreifen. Relativ gut dokumentiert ist hingegen die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> deutsch-türkischen Ehen, da diese meist in deutschen Standesämtern<br />

geschlossen werden. 6

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