Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Die Verortung <strong>der</strong> islamischen Gemeinden im deutschen Umfeld<br />
Daneben bietet sich die Möglichkeit an, die bereits existierende Sozialstruktur<br />
<strong>der</strong> Gemeinden mit <strong>der</strong> überwölbenden Struktur <strong>der</strong> Mehrheitsgesellschaft<br />
zu verbinden. Das ginge nicht ohne Hilfe <strong>der</strong> Bezirks- <strong>und</strong> Senatsverwaltungen,<br />
<strong>der</strong> Kirchen <strong>und</strong> <strong>der</strong> beruflichen Umwelt. Die Position <strong>der</strong><br />
Muslime, die auf Integration bedacht sind, würde entschieden dadurch gestärkt<br />
werden. Nur so hat die jetzt bevorstehende Integration auch Chancen auf<br />
Erfolg.<br />
Möglichkeiten für Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation<br />
Es wurde oben bereits angemerkt, daß nahezu alle islamischen Gemeinden als<br />
Folge ihrer <strong>Min<strong>der</strong>heiten</strong>position ein isoliertes Dasein führen. Jetzt geht es<br />
darum, die Bedingungen dieser Isolierung näher zu benennen <strong>und</strong> die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
zu formulieren, die die Kommunikation mit Behörden <strong>und</strong> Ausschüssen,<br />
sozialen Einrichtungen <strong>und</strong> Kirchen verbessern könnten.<br />
Erstens. Die B<strong>und</strong>esrepublik stellt keine homogene christliche Gesellschaft<br />
mehr dar. In den letzten Jahrzehnten haben sich Religionen dauerhaft gefestigt,<br />
die an<strong>der</strong>e Zugänge zur Transzendenz bieten <strong>und</strong> dadurch auch über an<strong>der</strong>e<br />
Organisationsformen verfügen. Das hat ein strukturelles Problem geschaffen.<br />
Noch verfügt die Mehrheitsgesellschaft nicht über institutionelle<br />
Mechanismen, wie Rechtsnormen <strong>und</strong> Einrichtungen, die das "An<strong>der</strong>e" <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Religionen zur Kenntnis nehmen <strong>und</strong> ihm einen Platz geben könnten.<br />
Für beide Seiten ist dadurch ein Interaktionsproblem entstanden. Was die<br />
muslimischen Gemeinden betrifft, ließe sich dies am besten an ihrer<br />
Schwierigkeit zeigen, sich gemeinsam <strong>und</strong> öffentlich darzustellen.<br />
In welcher Weise sind die Gemeinden willens <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage, Fragen <strong>der</strong><br />
Repräsentation wahrzunehmen? Zu ihrer Lage ist zunächt zu bemerken, daß es<br />
in Berlin keine Kommunikationsplattform gibt, in <strong>der</strong> die Gemeinden vertreten<br />
sind <strong>und</strong> ihre Meinung repräsentiert wird. Dazu kommt ein ganz praktisches<br />
Problem: Wer kann die Gemeinden repräsentieren? Nach <strong>der</strong> islamischen<br />
Tradition haben alle Gläubigen einen gleichen Zugang zur Transzendenz, also<br />
sind sie alle im Glauben gleich. Es gibt Experten, die sich besser mit <strong>der</strong><br />
Offenbarung <strong>aus</strong>kennen als Laien. Das gibt ihnen aber nicht das Recht, jene<br />
Laien öffentlich zu vertreten. So spricht je<strong>der</strong> für sich, <strong>und</strong> die Stimmen sind<br />
recht unterschiedlich. Aber warum sollte ein Gläubiger, <strong>der</strong> zum Beten in die<br />
Moschee geht, willens <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage sein, eine Erklärung zum Weltgeschehen<br />
abzugeben?<br />
Das religiöse Selbstverständnis läßt ein weites Feld von Meinungen <strong>und</strong><br />
ideologischen Positionierungen zu. Eine Plattform o<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Sprachrohr<br />
würde die Notwendigkeit mit sich bringen, sie zu formalisieren <strong>und</strong> zu hier-<br />
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