Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Partnerwahl <strong>der</strong> zweiten Migrantengeneration türkischer Herkunft<br />
türkischer Herkunft bei ihrer Partnerwahl eindeutig im transnationalen Raum<br />
agieren <strong>und</strong> ein großer Teil <strong>der</strong> zweiten Generation Partner <strong>aus</strong> dem Herkunftsland<br />
heiratet, stellt sich hierzulande die Frage, ob <strong>und</strong> inwiefern sich<br />
Eheschließungen mit Partnern <strong>aus</strong> dem Herkunftsland von Ehen unterscheiden,<br />
bei denen beide Partner zur zweiten Generation gehören. Es ist anzunehmen, daß<br />
die Erfahrungen, die die zweite Generation im Einwan<strong>der</strong>ungskontext macht,<br />
sowohl von den Erfahrungen <strong>der</strong> im Herkunftsland gebliebenen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
eigenen Ethnie abweichen als auch von den Erfahrungen, die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
autochthonen Bevölkerung im Aufnahmeland machen. Deshalb ist mit Cerroni-<br />
Long (1984: 30f.) die Frage zu stellen, ob es nicht letztendlich in die Irre führt,<br />
Eheschließungen mit Partnern <strong>aus</strong> dem Herkunftsland überhaupt als endogam zu<br />
bezeichnen, weil man damit die Akkulturation <strong>der</strong> zweiten Generation<br />
verleugnet.<br />
Größere Beachtung findet die Unterscheidung zwischen eigenethnischen<br />
Partnern <strong>aus</strong> dem Herkunfts- <strong>und</strong> dem Ankunftsland in <strong>der</strong> britischen Migrationsforschung.<br />
Mary Stopes-Roe <strong>und</strong> Raymond Cochrane (1990: 136ff.) stellen<br />
in ihrer Studie über Einwan<strong>der</strong>er <strong>aus</strong> Indien <strong>und</strong> Pakistan dar, daß sich <strong>der</strong>en<br />
Einstellungen zu Eheschließungen eindeutig dahingehend verän<strong>der</strong>n, daß<br />
verstärkt in <strong>der</strong> Migrantenbevölkerung nach Ehepartnern gesucht wird. Während<br />
von den bereits verheirateten Interviewpartnern drei Viertel mit Partnern <strong>aus</strong><br />
dem Herkunftsland verheiratet sind, sprechen sich unverheiratete Interviewpartner<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Eltern in <strong>der</strong> Mehrheit gegen eine solche Ehe <strong>aus</strong>. Dabei<br />
sind es in erster Linie junge Frauen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Eltern, die Ehepartner<br />
bevorzugen, die in Großbritannien aufgewachsen sind.<br />
Partnerwahl <strong>der</strong> zweiten Migrantengeneration türkischer Herkunft<br />
in Deutschland<br />
Im folgenden geht es um die Entwicklung, die sich in Deutschland bezüglich des<br />
Heiratsverhaltens <strong>der</strong> zweiten Migrantengeneration 9 türkischer Herkunft<br />
beobachten läßt. Analog zu den Thesen von Spickard <strong>und</strong> Kibria soll anhand <strong>der</strong><br />
konstatierten Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich <strong>der</strong> inner-türkischen Partnerwahlen<br />
darauf geschlossen werden, wie sich die Grenzen bzw. <strong>Kern</strong> <strong>und</strong> <strong>Rand</strong> <strong>der</strong><br />
eigenen Gruppe im transnationalen sozialen Raum verschieben. 10 Vor<strong>aus</strong>schickend<br />
ist anzumerken, daß es sich bei den konstatierten Verschiebungen<br />
nicht um abrupte Verän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n um allmähliche Schwerpunktverlagerungen<br />
handelt <strong>und</strong> daß sich nicht alle Angehörigen <strong>der</strong> zweiten Generation<br />
in dieselbe Richtung bewegen, son<strong>der</strong>n es durch<strong>aus</strong> gegenläufige Tendenzen<br />
gibt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> anhaltend hohen Zahl inner-türkischer Eheschließungen könnte<br />
man annehmen, daß das Heiratsverhalten <strong>der</strong> zweiten sich kaum von dem <strong>der</strong><br />
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