Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Yasemin KarakaÕo—lu-Ayd9n<br />
nicht zu beurteilen sei, zugeschrieben werden könne. "Unterstellte Effekte bei<br />
Dritten" (Peter Henkel in <strong>der</strong> FR 16.07.1998) dürften nicht zur Ablehnung <strong>der</strong><br />
Kopftuch-Trägerin herangezogen werden.<br />
-Eine Bewertung des Tuches als islamisch unbegründet verbiete sich für den säkularen<br />
deutschen Staat.<br />
-Maßstab zur Beurteilung von Ludins Eignung könne nur ihr konkretes pädagogisches<br />
Handeln <strong>und</strong> ihre Treue zu den verfassungsrechtlich vorgegebenen Leitlinien<br />
darstellen. Mit Hinweis auf ihre Verfassungstreue, die sie im Rahmen ihres<br />
Referendariats unter Beweis gestellt habe, beziehen sich die Kommentatoren dieser<br />
Argumentationslinie stärker auf die vorliegenden Fakten <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Praxis.<br />
-Das Neutralitätsgebots <strong>der</strong> Schule sehen die Vertreter dieser Position als bezogen auf<br />
die Räumlichkeiten, daher auch das Verbot des Kruzifix an Klassenwänden, aber<br />
nicht am Hals <strong>der</strong> Lehrerin. Dementsprechend würde eine Lehrerin mit Kopftuch<br />
nicht gegen das Neutralitätsgebot <strong>der</strong> Schule verstoßen, solange sie nicht<br />
missioniere, was ihr erst nachgewiesen werden müsse.<br />
Die Argumentationen <strong>der</strong> Gegner einer Einstellung Ludins konzentrieren sich sehr viel<br />
stärker als die <strong>der</strong> Befürworter auf das Kopftuch, dem ein bestimmtes Werte- <strong>und</strong><br />
Normenkonzept zugeschrieben wird. Das Kopftuch ist demnach:<br />
-in muslimischen Staaten Ausdruck einer f<strong>und</strong>amentalistischen, d.h. also religiöspolitischen<br />
Haltung ihrer Trägerin sind, kann diese "muslimische Demonstration<br />
des Kopftuchtragens"(Otto H<strong>aus</strong>er in <strong>der</strong> Südwest Presse 19.2.1997) bei einer<br />
Lehrerin an einer deutschen Schule nicht geduldet werden,<br />
-"Ausdruck einer tiefen, f<strong>und</strong>amentalistisch-patriarchalischen Glaubensüberzeugung",<br />
"ist erkennbar als f<strong>und</strong>amentalistische Provokation gedacht" (Leserbrief in <strong>der</strong> FAZ<br />
vom 29.7.1998)<br />
-Symbol für "ein Verständnis von <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Frau, das mit unseren Vorstellungen<br />
von Selbstachtung <strong>und</strong> Gleichberechtigung nichts im Sinn hat" (Jörg Bischoff in<br />
Schwäbische Donauzeitung 27.2.1997), denn es ist "ein Instrument zur<br />
Unterdrückung <strong>der</strong> Frau", das von ihr aufgr<strong>und</strong> von "Zwang" <strong>und</strong> "Druck" <strong>der</strong><br />
Väter <strong>und</strong> Brü<strong>der</strong> getragen wird. Als solches hilft es mit, "Druck zu erzeugen" auf<br />
die zweite Generation türkischer Frauen (Leserbrief in <strong>der</strong> Zeit vom 6.8.1998),<br />
damit för<strong>der</strong>t es die Desintegration <strong>der</strong> muslimischen Frauen <strong>der</strong> zweiten<br />
Generation <strong>und</strong> schadet so <strong>der</strong> Emanzipation <strong>der</strong> jungen Frauen türkischer<br />
Herkunft, "die sich von dem übermächtigen Familienoberhaupt" gelöst haben.<br />
Die durch das Kopftuch bestimmte äußere Erscheinung einer Lehrerin<br />
-symbolisiere ihr Eintreten "für die Verletzung <strong>der</strong> Menschenwürde von Frauen bis hin<br />
zu <strong>der</strong>en körperlicher Verletzung" <strong>und</strong> "beschädigt Gr<strong>und</strong>rechte <strong>der</strong><br />
Verfassung."(Leserbrief in <strong>der</strong> Badischen Zeitung vom 14.7.1998),<br />
-überstrapaziere die Toleranz <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit (Haendle in Badische<br />
Neueste Nachrichten vom 14.7.1998),