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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Die Verortung <strong>der</strong> islamischen Gemeinden im deutschen Umfeld<br />

Viele Moscheen fungieren als sozialer Treffpunkt, wobei die Größe des Raums<br />

die Möglichkeiten oft scharf eingrenzt. In den meisten Gebetshäusern, wie<br />

bescheiden sie auch untergebracht sind, gibt es allerdings eine Kantine, Teestube<br />

o<strong>der</strong> Cafeteria, oft in Kombination mit einem Lebensmittelladen. Hier<br />

trifft sich die ältere (männliche) Generation, um Tee zu trinken <strong>und</strong> fernzusehen.<br />

Gefragt sind inzwischen freilich auch ganz an<strong>der</strong>e Räume, die den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Generation entsprechen: Frauenräume <strong>und</strong><br />

Jugendtreffs, Räume für H<strong>aus</strong>aufgaben <strong>und</strong> Kitas. Das Kursangebot spielt sich<br />

darauf ein, aber auch das Kursangebot ist abhängig davon, ob männliche <strong>und</strong><br />

weibliche Mitglie<strong>der</strong> das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Angebot beherrschen <strong>und</strong> die Zeit<br />

dafür aufbringen können. Es reicht im Augenblick von Nachhilfeunterricht <strong>und</strong><br />

Hilfe bei den Schulaufgaben, Gitarren- <strong>und</strong> Folkloregruppen, Jugendtheater,<br />

Sport, Nähzirkeln, Handarbeit <strong>und</strong> Videofilmen bis zu Sprachkursen. Die<br />

Muttersprache steht dabei an erster Stelle. Deutsch wird immerhin in sechs<br />

Moscheen angeboten.<br />

In zwei Dritteln <strong>der</strong> von uns befragten Moscheen sind in den letzten fünf<br />

Jahren Frauenräume eingerichtet worden. Vor allem in den türkischen Moscheen<br />

sind überwiegend junge Frauen dabei, in <strong>der</strong> Moschee eine Infrastruktur<br />

zu organisieren, die ihren eigenen Lebensbedürfnissen weitgehend entspricht.<br />

Der Frauenraum bildet dafür den Ausgangspunkt. So sind es die Frauen,<br />

die sich um Kin<strong>der</strong>gärten, Kin<strong>der</strong>betreuung nach <strong>der</strong> Schule sowie Nachhilfeunterricht<br />

kümmern, Sport, gemeinsames Schwimmen <strong>und</strong> religiöse Bildung<br />

über spezifische "Frauenfragen" organisieren, gemeinsam die religiösen Feste<br />

feiern, die Hochzeitsvorbereitungen <strong>und</strong> Trauerveranstaltungen (mevlud), die<br />

traditionell zu H<strong>aus</strong>e stattfinden, aber auch die gemeinsamen Nähnachmittage<br />

in die Moschee tragen. Damit ist eine neue Öffentlichkeit entstanden, eben die<br />

weibliche Öffentlichkeit. Sie ist für die Moscheen von unschätzbarem Wert für<br />

den weiteren Ausbau <strong>der</strong> sozialen Dienstleistung.<br />

Überall hört man von Absichten, Zukunftsplänen o<strong>der</strong> Wunschträumen. Sie<br />

sind weitgehend abhängig von <strong>der</strong> Raumsituation, den finanziellen Mitteln <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> fortschreitenden Professionalisierung <strong>der</strong> Arbeit. Oben auf <strong>der</strong> Wunschliste<br />

steht die Einrichtung von Kitas <strong>und</strong> Jugendtreffs, gefolgt von Computerkursen,<br />

Deutschunterricht <strong>und</strong> einer langen Liste von Kursangeboten, die von Islamischer<br />

Musik <strong>und</strong> Kalligraphie über Seidenmalerei, Schnei<strong>der</strong>ei <strong>und</strong> Nähkurse<br />

bis zum Sport reicht. Inwieweit diese Zukunftspläne zu realisieren sind, hängt<br />

auch davon ab, ob die Moscheen in Zukunft auf strukturelle o<strong>der</strong> finanzielle<br />

Hilfe von außen rechnen können.<br />

Gemeindearbeit versus gesellschaftliche Aufgaben<br />

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