Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Die Baha6i in Deutschland<br />
Friedensför<strong>der</strong>ung, Menschenrechte, Bildung, Ges<strong>und</strong>heitsfürsorge, Bewahrung<br />
<strong>der</strong> Umwelt, Frauenför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> wirtschaftliche Entwicklung. Viele Projekte<br />
werden in Zusammenarbeit mit den 175 nationalen Baha6i-Gemeinden durchgeführt.<br />
Weltweit arbeiten Baha6i in über 1300 Graswurzel-Projekten, zu denen<br />
ungefähr 950 Schulen <strong>und</strong> Erziehungsprojekte, sieben Radiostationen <strong>und</strong> ca.<br />
670 an<strong>der</strong>e soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche Entwicklungsprojekte zählen.<br />
Zu den NGOs, mit denen die Baha6i-Gemeinde auf internationaler Ebene<br />
zusammenarbeitet, gehören u.a. <strong>der</strong> World Wide F<strong>und</strong> for Nature's Network, das<br />
Education for all Network, die Advocates for African Food Security <strong>und</strong> die<br />
Weltfö<strong>der</strong>alisten Baha6i (BIC 1994 <strong>und</strong> 1998).<br />
Die deutsche Baha6i-Gemeinde engagierte sich bislang bei Initiativen zur<br />
Völkerverständigung, R<strong>und</strong>en Tischen gegen Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit, <strong>der</strong><br />
Lokalen Agenda 21 <strong>und</strong> seit 1996 <strong>der</strong> Initiierung einer besseren Kooperation bei<br />
Frauenprojekten durch die Gründung eines Frauen-Forums (Baha6i-Nachrichten<br />
Dezember 1998: 4). Außerdem war sie 1995 beim UN-Sozialgipfel in<br />
Kopenhagen vertreten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Weltsiedlungskonferenz Habitat II 1996 in<br />
Istanbul akkreditiert (NGR 1998c).<br />
Das endlose Leiden <strong>der</strong> iranischen Baha6i 30<br />
Von Religionswissenschaftlern wird die Baha6i-Religion heute als eigenständige<br />
Hochreligion anerkannt. So sprach <strong>der</strong> Rechtsphilosoph <strong>und</strong> Theologe Heiner<br />
Bielefeldt beispielsweise in einem Vortrag zur Menschenrechtslage im Iran, den<br />
er im Herbst diesen Jahres in Berlin hielt, von <strong>der</strong> Baha6i-Religion als einer<br />
nach-islamischen Religion. Der Glaube <strong>der</strong> Baha6i an eine fortschreitende<br />
Gottesoffenbarung, die den B~b <strong>und</strong> Bah~6ullah als Manifestationen Gottes auf<br />
dieselbe Stufe wie Jesus <strong>und</strong> Mohammed stellt, ist Ursprung <strong>der</strong> Feindschaft<br />
islamischer Geistlicher <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>, warum die Baha6i für die schiitische<br />
Orthodoxie nach wie vor als Häretiker <strong>und</strong> Apostaten gelten (Halm 1994: 163).<br />
Im Ursprungsland des Baha6i-Glaubens, im Iran, stellen die Baha6i die größte<br />
nicht-muslimische religiöse Min<strong>der</strong>heit dar. Die brutalen Verfolgungen, die die<br />
Anfangsjahre <strong>der</strong> neuen Religion im Iran kennzeichneten, fanden bis heute kein<br />
Ende. Im Kampf um Einfluß <strong>und</strong> Macht innerhalb des Iran dienten <strong>und</strong> dienen<br />
die Baha6i, demagogisch als schiitische <strong>und</strong> nationale Erzfeinde stilisiert<br />
(ähnlich den Juden in Deutschland), immer wie<strong>der</strong> dazu, die Unterstützung <strong>der</strong><br />
Massen zu bekommen (Keddie 1981: 53, Boroujerdi 1996: 96).<br />
Mit <strong>der</strong> Etablierung <strong>der</strong> Islamischen Republik 1979 verschärften sich die<br />
Verfolgungen <strong>und</strong> es begann eine Phase systematischer Repressionen. Laut<br />
Artikel 13 <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> Islamischen Republik Iran, gehören die Baha6i<br />
nicht zu den geschützten religiösen <strong>Min<strong>der</strong>heiten</strong> wie Christen, Juden <strong>und</strong><br />
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