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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Gerdien Jonker<br />

kurzem sechs Arbeitsgruppen eingerichtet, in <strong>der</strong> neben VIKZ <strong>und</strong> Nurculuk<br />

auch die türkischen Schiiten mitarbeiten. Lediglich die staatliche<br />

Religionsbehörde DITIB hat bislang das Angebot zur Zusammenarbeit<br />

abgewiesen.<br />

Die Anwerbung von Gastarbeitern für Berlin in den sechziger Jahren erfolgte<br />

vor allem <strong>aus</strong> Ostanatolien. Es mag diesem Umstand zuzuschreiben sein, daß<br />

sich heute in Berlin sieben Tekkes <strong>der</strong> traditionellen Sufiorden (Kadiriye,<br />

NakÕibendi, Rifaiye) befinden. Auch sie haben eine Vergangenheit, die von <strong>der</strong><br />

Opposition zum türkischen Staat geprägt wurde. Dasselbe gilt für die drei<br />

türkisch-schiitischen <strong>und</strong> die drei kurdischen Moscheen. Lediglich <strong>der</strong><br />

nationalistisch geprägte Idealistenverein ADÜTF pflegte in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

enge Beziehungen mit <strong>der</strong> türkischen Religionsbehörde. Als die staatliche<br />

religiöse Behörde dann 1983 endlich in Berlin Fuß faßte, gelang das nur mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> Idealisten. Die türkische Religionsbehörde DITIB selbst ist mit 14<br />

Moscheen in Berlin vertreten <strong>und</strong> stellt damit auf lokaler Ebene eine isolierte<br />

Min<strong>der</strong>heit dar.<br />

Neue Generationen - neue Perspektiven<br />

Eine dritte Form <strong>der</strong> religiösen Differenzierung wurde in den letzten Jahren<br />

von <strong>der</strong> zweiten Generation in Gang gesetzt. In den meisten Moscheevereinen<br />

hat sich die Ablösung <strong>der</strong> Generationen Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahren vollzogen.<br />

Der Vorstandswechsel brachte einen Prozeß <strong>der</strong> Neubildung mit sich.<br />

Eine Reihe von Moscheen zog um <strong>und</strong> versuchte sich u.a. durch Immobilienkauf<br />

dauerhaft zu festigen. Einige zogen einen Strich unter ihre bisherige<br />

"deutsche" Vergangenheit, indem sie mit dem Umzug auch ihren Namen<br />

än<strong>der</strong>ten. Zudem wurden neue Akzente gesetzt, u.a. in <strong>der</strong> Sozialarbeit, bei <strong>der</strong><br />

Errichtung von Selbsthilfegruppen o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Einrichtung von Räumen für<br />

Frauen. Es weht ein frischer Wind durch diese "jungen" Moscheen. Das Interesse<br />

an einer Positionierung im Rahmen <strong>der</strong> türkischen Auseinan<strong>der</strong>setzung,<br />

das die alten Dachverbände über weite Strecken geprägt hat, tritt zurück<br />

zugunsten eines Interesses, sich dauerhaft in Deutschland zu orientieren. Das<br />

Wort, das hier öfter fällt, ist "Normalisierung". Es ist darin die Tendenz<br />

ersichtlich, deutsch zu sein <strong>und</strong> dennoch Muslim zu bleiben.<br />

Zu Fuß zur Moschee<br />

Zwischen den Moscheen existiert eine gewisse religiöse Mobilität. Die Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

jedes Moscheevereins ist, bedingt durch das religiöse Selbstverständnis,<br />

beschränkt <strong>und</strong> bewegt sich zwischen fünf <strong>und</strong> 300 zahlenden Mit-

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