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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Die Baha6i in Deutschland<br />

Heute leben noch ca. 300 000 Baha6i im Iran. Schätzungsweise 80 000 bis<br />

150 000 Baha6i sind <strong>aus</strong> dem Iran geflohen. In den ersten Jahren nach 1979<br />

waren die USA, Kanada, Australien <strong>und</strong> einige westeuropäische Län<strong>der</strong> die<br />

wichtigsten Zufluchtslän<strong>der</strong> für die iranischen Baha6i, wofür sich die dortigen<br />

Regierungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> UNHCR sehr eingesetzt haben. Es existieren keine<br />

Statistiken darüber, wie sich die Flüchtlinge auf die einzelnen Län<strong>der</strong> verteilen.<br />

Nach Deutschland kamen seit 1979 bis heute ca. 1000 iranische Baha6i, von<br />

denen ca. 200 Deutschland zwischenzeitlich wie<strong>der</strong> verlassen haben. Zwischen<br />

1986 <strong>und</strong> 1990 konnten insgesamt 250 iranische Baha6i aufgr<strong>und</strong> einer persönlichen<br />

Anweisung von B<strong>und</strong>eskanzler Kohl <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong>lage einer "Übernahme<br />

<strong>aus</strong> humanitären Gründen" nach Deutschland geholt werden. Diese Personengruppe<br />

wurde durch intensive Betreuung von örtlichen Baha6i-Gemeinden<br />

inzwischen weitgehend integriert. Bis 1993 erhielten iranische Baha6i in<br />

Deutschland als Angehörige einer verfolgten religiösen Min<strong>der</strong>heit relativ leicht<br />

eine Asylberechtigung. 34 Doch seit <strong>der</strong> Neufassung des Art. 16a GG <strong>und</strong> des<br />

Asyl-VFG erhielten einige iranische Baha6i nur eine Duldung, da sie über ein<br />

sicheres Drittland eingereist waren. 35<br />

Schlußbetrachtung<br />

Zeda, eine junge, berlinernde türkische Frau, erzählt mir, daß es für sie keine<br />

Rolle spielt, ein Kind türkischer Migranten zu sein, da sie sich in erster Linie als<br />

Baha6i sehe. Sie sagt: "Wenn du alles mit türkischen Augen siehst, stößt du<br />

damit immer an eine Grenze." Hüseyn, ihr Mann lebt erst seit einem Jahr in<br />

Deutschland <strong>und</strong> stammt <strong>aus</strong> einer alevitischen Familie arabischer Herkunft.<br />

Wegen <strong>der</strong> Zugehörigkeit zu einer Min<strong>der</strong>heit, den Arabern in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>, sagt<br />

er, daß er keine Nationalität habe. Dieses "a-nationale" Weltbürger-Gefühl hat<br />

sich für ihn durch den Baha6i-Glauben in einer Vision konkretisiert.<br />

Die globale Ethik <strong>der</strong> Baha6i-Religion lehrt ihren Anhängern eine Weltbürgeridentität.<br />

Das bedeutet für die Baha6i, gleich welcher Ethnie, Nationalität o<strong>der</strong><br />

Religion sich primär als gleichwertige Mitglie<strong>der</strong> einer Menschheitsfamilie zu<br />

verstehen - in den Worten Bah~6ullahs als "die Früchte eines Baumes <strong>und</strong> die<br />

Blätter eines Zweiges" (Bah~6ullah 1980: 251). Nach dieser Ethik sollen nicht<br />

nur alle trennenden Vorurteile zwischen den Menschen abgebaut werden,<br />

son<strong>der</strong>n ein Mensch soll nirgendwo als Frem<strong>der</strong> gelten 36 <strong>und</strong> dem Schicksal<br />

jedes Teils <strong>der</strong> gesamten Menschheit soll das gleiche Mitgefühl entgegengebracht<br />

werden (Der Nationale Geistige Rat 1998: 12, 29f). Innerhalb dieses<br />

Wertesystems hat je<strong>der</strong> Mensch Anteil an <strong>der</strong> Verantwortung für das Wohlergehen<br />

<strong>der</strong> gesamten Menschheit. So heißt es in den Baha6i Schriften: "Der ist<br />

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