Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...
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Gaby Straßburger<br />
an<strong>der</strong>e Gruppen hat als auch <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Position, die eine Einwan<strong>der</strong>ergruppe in <strong>der</strong><br />
Konstellation <strong>der</strong> unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen (ethnic scene) einer<br />
Aufnahmegesellschaft einnimmt. Dabei können die Differenzierungen nach<br />
regionaler Herkunft o<strong>der</strong> religiöser Unterglie<strong>der</strong>ung, selbst wenn sie von außen<br />
oft gar nicht wahrgenommen werden, innerhalb <strong>der</strong> Gruppe so stark sein, daß<br />
bestimmte Untergruppen als Partner gänzlich <strong>aus</strong>geschlossen werden.<br />
Die gruppenspezifische Reihenfolge <strong>der</strong> bevorzugten Partner scheint über<br />
Generationen hinweg im Großen <strong>und</strong> Ganzen gleich zu bleiben. Im Lauf <strong>der</strong> Zeit<br />
verschieben sich aber die Grenzen, die die erwünschten Partner von denen<br />
unterscheiden, mit denen man sich eine Heirat ebenfalls vorstellen kann bzw.<br />
diese wie<strong>der</strong>um von denjenigen abgrenzen, die als Partner nicht in Frage<br />
kommen. Diese Verschiebungen reflektieren die fließende Grenze, die die eigene<br />
Gruppe markiert:<br />
"There is a perceptible line between Us and Them. But that is not a<br />
simple, two-category division. It masks an <strong>und</strong>erlying continuum, a<br />
hierarchy of groups with whom one is more or less willing to<br />
associate oneself. This hierarchy is held in common by most<br />
members of a given minority group. The or<strong>der</strong> of the hierarchy for<br />
the groups studied here did not change much over the better part of a<br />
century. What did change was the point where the line between Us<br />
and Them was drawn."(Spickard 1989: 371f.)<br />
Die fließende Definition <strong>der</strong> Eigengruppe schlägt sich schließlich auch in einer<br />
variablen Bestimmung von Exogamie (outmarriage) nie<strong>der</strong>. Darauf weist die<br />
Soziologin Nazli Kibria (1997: 525) bezüglich asiatischer Einwan<strong>der</strong>er <strong>der</strong><br />
zweiten Generation in den USA hin:<br />
"Rather than being seen in absolute terms, the definition of outmarriage<br />
is most aptly viewed as a continuum on which marriage partners are<br />
placed, based on the degree to which they are perceived to share<br />
ethnic membership. ... Bec<strong>aus</strong>e ethnic bo<strong>und</strong>aries are not rigid or<br />
fixed but shifting and emergent, the ways in which groups construct<br />
the continuum of outmarriage is subject to change."<br />
Aus <strong>der</strong> Beschreibung des Personenkreises, mit dem eine Eheschließung als<br />
endogam (inmarriage) gilt, wird deutlich, welche Personen als zugehörig <strong>und</strong><br />
welche als nicht-zugehörig betrachtet werden, bzw. welche im <strong>Kern</strong>, am <strong>Rand</strong><br />
o<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Eigengruppe lokalisiert werden.<br />
Es fällt auf, daß in <strong>der</strong> US-amerikanischen Forschungsliteratur zur Partnerwahl<br />
von Migranten kaum unterschieden wird, ob die inner-ethnischen Ehen mit<br />
Partnern <strong>aus</strong> dem Herkunfts- o<strong>der</strong> <strong>aus</strong> dem Aufnahmeland geschlossen werden.<br />
We<strong>der</strong> die Untersuchungen von Spickard (1989) <strong>und</strong> Kibria (1997) noch die<br />
Studien von Hwang (1997), Kitano (1984) <strong>und</strong> Lopez/Espiritu (1990) gehen auf<br />
diesen Aspekt näher ein. Da aber die in Deutschland lebenden Migranten