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Kern und Rand. Religiöse Minderheiten aus der Türkei - Zentrum ...

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Yasemin KarakaÕo—lu-Ayd9n<br />

SPD: Das Kopftuch ist in <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> "Ausdruck einer politischen Orientierung innerhalb des<br />

Islam";<br />

Bündnis 90/Die Grünen: Im muslimischen Kopftuch manifestiert sich "<strong>der</strong> demonstrative Akt<br />

des religiösen Bekenntnisses", dieser ist "ungleich demonstrativer" als das Kruzifix. Das<br />

Kopftuch sagt etwas darüber <strong>aus</strong>, was jemand über die Rolle <strong>der</strong> Frau in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

denkt <strong>und</strong> dies "verträgt sich nicht mit dem Geist <strong>der</strong> Gleichberechtigung".<br />

Die Landtagsfraktionen berufen sich mit Ausnahme <strong>der</strong> Partei Bündnis 90/Die Grünen<br />

auf das Fehlen einer zwingenden Verschleierungs- bzw. Kopftuch-Vorschrift im<br />

Koran.<br />

Republikaner: Das Kopftuch ist "nicht im Islam begründet".<br />

CDU: Das Kopftuch ist "nicht im Islam begründet".<br />

SPD: Die Redner stimmen <strong>der</strong> Ministerin darin zu, daß "das Kopftuch kein Gebot des Korans<br />

<strong>und</strong> kein Ausdruck islamischer Religiosität" ist.<br />

Die Abgeordneten argumentieren mit <strong>der</strong> negativen Wirkung <strong>der</strong> kopftuchtragenden<br />

Lehrerin auf die Situation türkischer Mädchen <strong>und</strong> antizipieren einen dadurch<br />

zunehmenden patriarchalischen Zwang zum Kopftuchtragen <strong>und</strong> damit ein Hemmnis<br />

für die Integration <strong>der</strong> Mädchen.<br />

Republikaner: Das Kopftuch ist ein "Zeichen <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Abgrenzung von <strong>der</strong> westlichen<br />

Wertegemeinschaft" <strong>und</strong> damit ein "Zeichen <strong>der</strong> Unterscheidung gegenüber<br />

An<strong>der</strong>sgläubigen". Damit demonstriert die Trägerin ihre "Abwehr gegen Integrationsbzw.<br />

Assimilationsbestrebungen".<br />

CDU: Ludins Präsenz "erschwert <strong>der</strong> Nachfolgegeneration <strong>aus</strong> dem islamischen Kulturkreis<br />

die Integration", Entscheidung liegt im "Interesse <strong>der</strong> Frauenpolitik".<br />

SPD: Da <strong>der</strong> Sprecher <strong>der</strong> SPD das Kopftuch als Gegenmodell für weibliches Selbstverständnis<br />

zum "westlichen Kulturmodell" sieht, wirft er die Frage auf: "Was bedeutet das<br />

für ein junges Mädchen, das in diesem Land geboren ist, das mit diesen Kulturwerten<br />

aufgewachsen ist, das Konflikte mit <strong>der</strong> Familie hat <strong>und</strong> dann konfrontiert ist<br />

beispielsweise mit einer Lehrerin, die das Gegenmodell - <strong>und</strong> durch die deutsche<br />

Staatsautorität gestützt - verkörpert?" Für ihn geht vom Erlauben des Tragens des Symbols<br />

"ein Signal für Ausgrenzung <strong>und</strong> gegen Integration <strong>aus</strong>".<br />

Bündnis 90/Die Grünen: Das Kopftuch "lädt nicht zur Diskussion ein, son<strong>der</strong>n konfrontiert<br />

nur"; wer es in <strong>der</strong> Schule trägt, "tut damit <strong>der</strong> Demokratie <strong>und</strong> dem Diskurs in <strong>der</strong> Schule<br />

keinen Gefallen", "die positive Bekenntnisfreiheit des einen findet ihre Grenze dort, wo die<br />

negative Bekenntnisfreiheit des an<strong>der</strong>en tangiert ist". Das Kopftuch wird im<br />

Zusammenhang mit "Religionsgemeinschaften, die missionieren wollen", gesehen<br />

Die Position <strong>der</strong> F.D.P. fällt <strong>aus</strong> dem hier vorgestellten Raster her<strong>aus</strong>, da die Partei<br />

zwar formal die Entscheidung Schavans "mitträgt", sich aber auch eine an<strong>der</strong>e Lösung,<br />

nämlich die Einstellung Ludins, hätte vorstellen können. In ihrer Argumentation wird<br />

<strong>der</strong> ambivalenten Bedeutung des Kopftuches unter Musliminnen Rechnung getragen,<br />

d.h. auch registriert:

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