pdf-Version - Klaus Kunze
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übung der staatlichen Macht beschränkt werden. Eine Durchführung dieser<br />
Prinzipien verwandelt jede Monarchie in eine verfassungsgesetzlich<br />
beschränkte, sog. konstitutionelle Monarchie [...] Ebenso wird das politische<br />
Prinzip der Demokratie verändert und aus einem rein demokratischen Staat eine<br />
konstitutionelle Demokratie. Die Prinzipien der bürgerlichen Freiheit können<br />
sich deshalb auch mit jeder Staatsform verbinden, sofern nur die rechtsstaatlichen<br />
Schranken der staatlichen Macht anerkannt sind und der Staat nicht<br />
'absolut' ist." 373<br />
LERNEN AUS DER GESCHICHTE<br />
In einem absolut monarchischen Duodezfürstentum des 18. Jahrhunderts<br />
konnte man als Bürger ebenso frei von staatlicher Repression leben, wie in einer<br />
zeitgenössischen Stadtrepublik wie Köln oder Hamburg; und unter preußisch-monarchischer<br />
Herrschaft hatte ein Ehepaar vor hundert Jahren in<br />
Frankfurt am Main eine objektiv größere Chance, eine Schar fröhlicher Kinder<br />
großzuziehen, als heute im "demokratischen" Frankfurt, in dem Jugendbanden<br />
schon in Schulen mit Waffen hantieren und die Gefahren durch Rauschgift<br />
weitaus größer sind, als eine mögliche Bedrängung durch staatliche Gewalt im<br />
Kaiserreich. "Freiheit läßt sich wirksam nur als einheitliche gewährleisten, und<br />
aus einer unfreien Gesellschaft kann kein freiheitlicher Staat hervorgehen.<br />
Sofern Freiheit nicht nur die Freiheit der Mächtigen, gleich welcher Richtung,<br />
sein soll, bedarf sie vielmehr des Schutzes sowohl gegen staatliche als auch gegen<br />
gesellschaftliche Beeinträchtigungen; ihre Wahrung erfordert also eine<br />
Sicherung im Rahmen der Gesamtgesellschaft [...]. Insofern gewinnt gesellschaftliche<br />
Freiheit [...] Wirklichkeit erst durch staatliches Tätigwerden." 374<br />
Zugegeben: Wer damals "staatsfeindliches" sozialdemokratisches Propagandamaterial<br />
herausgegeben hätte, der hätte früh um sechs von der Polizei aus<br />
dem Bett geholt werden können. Aber kann das 1994 nicht ebenso passieren?<br />
Es ist schon zu oft passiert. Nur sind jetzt die Polizisten sozialdemokratisch und<br />
tragen keine Pickelhauben mehr; als "staatsfeindlich" gelten jetzt andere<br />
Bestrebungen, aber das gut eingeübte Beschlagnahmen von Propagandamaterial,<br />
Fahnen oder Kennzeichen oppositioneller Gruppen hat in Deutschland<br />
373 Carl Schmitt, Verfassungslehre, S.200.<br />
374 Hesse, DöV 1975, S.442.