pdf-Version - Klaus Kunze
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die Clique benötigt ihn als Baustein ihrer Einflußzone ebenso, wie er auf sie zu<br />
seiner persönlichen Existenzabsicherung angewiesen ist. Die Kleinstrukturen<br />
der Cliquen und Seilschaften 67 setzen sich in größerem Zusammenhang auf<br />
Bundes-, Landes- und Kommunalebene fort. Die Parteien haben Quasi-Kartelle<br />
gebildet und die Versorgungsposten des staatlichen und halbstaatlichen Bereichs<br />
wie eine Beutemasse 68 unter sich aufgeteilt. "Solche Quasi-Kartelle, die<br />
von den Betroffenen oft als Beleg für die »Einigkeit der Demokraten« verharmlost<br />
werden, schalten den politischen Wettbewerb aus und entmachten den<br />
Wähler: Welche Partei auch immer er wählt, alle sind in das Kartell eingebunden."<br />
69<br />
Sie greifen direkt über sogenannte Wahlkampfkostenerstattungen und andere<br />
unmittelbare Zuwendungen in Höhe von mehr als 1 Milliarde DM jährlich in<br />
den gefüllten Steuertopf 70 und erzielen damit 60% ihrer Einkünfte. Die Gesetze,<br />
die ihnen das erlauben, haben sie im Bundestag selbst beschlossen und<br />
reproduzieren den sie umhüllenden Nährspeck ständig selbst wie eine Spinnerraupe<br />
ihren Kokon. Die Parteien haben sich als "Absahner die Gesetze derart<br />
hingebogen, daß sie ihr Treiben vor aller Öffentlichkeit fortsetzen können.<br />
Wenn ein Skandal wie die Süßmuthsche Dienstwagenaffäre ruchbar wird, ändert<br />
man einfach die Rechtslage, nach der Frau Süßmuth ihrem Gatten nunmehr<br />
ganz legal ihren Dienstwagen überlassen darf. 71 Rechnet man zu ihrer Beutemasse<br />
noch die staatliche Finanzierung ihrer Parteistiftungen mit jährlich 500<br />
Mio. DM, die Fraktionszuschüsse mit 100 Mio. DM und sämtliche Dienstbezüge<br />
der unter Verstoß gegen das Leistungsprinzip (Art.33 GG) Protegierten<br />
hinzu, steigt sie ins Unermeßliche. 72<br />
Diese Dienstbezüge sind der wichtigste Gegenstand persönlicher Vorteilnahme.<br />
Durch Zugriff auf die Besetzung lukrativer Posten haben die Parteien<br />
sich die Ressource "Privilegien" unbeschränkt verfügbar gemacht, um sich der<br />
Treue ihrer Günstlinge zu versichern. Im kommunalen Bereich führen die meisten<br />
Gemeinden ihre Dienstleistungsunternehmen privatrechtlich, bleiben aber<br />
im Besitz der Kapitalmehrheiten und behalten damit den maßgeblichen Einfluß<br />
67 Vgl. auch Zitscher, ZRP 1991, S.100 (103).<br />
68 R. von Weizsäcker, Wird unsere Parteiendemokratie überleben? S.155.<br />
69 v.Arnim, "Der Staat sind wir", S.111.<br />
70 Vierhaus ZRP 1991, S.468 (469); v.Arnim FAZ 29.1.1991 und ders. Die Partei, der Abgeordnete<br />
und das Geld S.78,370.<br />
71 Erwin Scheuch, zit. nach Hans Heckel, Ostpreußenblatt 25.9.1993, S.4.<br />
72 Vierhaus, ZRP 1991, S.468 (472).