pdf-Version - Klaus Kunze
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Vorteil durch reines Verteilungsinteresse gelenkten Handelns haben die Gruppenmitglieder<br />
voll, wohingegen sie etwaigen Nachteil für das Ganze nur anteilig<br />
als Angehörige der weit größeren Allgemeinheit tragen müssen. "Kurz gesagt,<br />
die typische Organisation für kollektives Handeln in einer Gesellschaft hat<br />
wenig oder gar keinen Anreiz, irgendein bedeutendes Opfer im Interesse der<br />
Allgemeinheit zu bringen [...] Sie kann den Mitgliederinteressen am besten dienen,<br />
wenn sie nach einem größeren Anteil am Sozialprodukt für sie strebt [...] In<br />
praktischer Hinsicht bestehen keine Schranken für die Höhe der sozialen Kosten,<br />
die eine solche Organisation im Zuge des Strebens nach einem größeren<br />
Anteil am Sozialprodukt der Gesellschaft aufzuerlegen für zweckmäßig erachtet."<br />
343<br />
Ob der dabei gewonnene soziale Nutzen für die Gemeinschaft als ganze die<br />
sozialen Kosten rechtfertigt, darauf nimmt die Interessengruppe also keine<br />
Rücksicht. 344 Um ihren Mitgliedern den schnellsten Vorteil zu verschaffen,<br />
wird sie ihre Anstrengungen und Geldmittel nicht daran setzen, die<br />
Volkswirtschaft als Ganzes effizienter und den Verteilungskuchen damit größer<br />
zu machen, obwohl ihre Mitglieder letztlich auch davon profitieren würden.<br />
Der anteilige Nutzen am Vermögenszuwachs des Ganzen läge aber für jedes<br />
Gruppenmitglied weit unter dem anteiligen Aufwand, den es investieren<br />
müßte. 345<br />
Da die Konzentration auf Umverteilungsfragen die Bedeutung von gemeinsamen<br />
Interessen im Bewußtsein der Menschen verringert, machen sie das Leben<br />
zwieträchtiger; es kann niemand gewinnen, ohne daß ein anderer mindestens<br />
ebensoviel verliert. 346 Der bloße Zeitablauf führt bei stabilen<br />
Gesellschaften nach Olsons Erkenntnissen zu einer institutionellen Sklerose, also<br />
gewissermaßen einer Verkalkung der Gesamtgesellschaft, die immer<br />
unbeweglicher und ineffizienter wird. Die Anpassung an sich verändernde Umstände<br />
und neue Technologien verzögert sich. Die unkritische Überzeugung,<br />
Koalitionsfreiheit, Selbstorganisation gesellschaftlicher Gruppen und die Institutionalisierung<br />
von Interessengruppen seien auch nach langer Lebensdauer per<br />
se nur nützlich für das Ganze, ist demnach falsch. 347<br />
343 Olson, S.56.<br />
344 Arnim, FAZ 27.11.1993.<br />
345 Olson, S.53 ff.<br />
346 Olson, S.61.<br />
347 Olson, S.103, 187.<br />
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