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pdf-Version - Klaus Kunze

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gen dort restlos vernichten. Dann werden die Hungernden und Frierenden zu<br />

uns in die nördlichen Länder kommen wollen, und zwar alle, weil sie keine andere<br />

Wahl haben. Ende der Geschichte? Nein, es geht erst richtig los! Die<br />

Lunte brennt, und aller geschichtlichen Erfahrung nach wird sich die Ladung<br />

kriegerisch entladen.<br />

Fukuyamas Thesen leiden unter einem entscheidenden Fehler: Sie setzen<br />

voraus, daß die natürlichen Ressourcen auf unabsehbare Zeit Wirtschaftswachstum<br />

und Aufrechterhaltung der westlich-industriellen Wirtschaftsform ermöglichen.<br />

Er gibt selbst zu, der liberale Parlamentsstaat, den er Demokratie nennt,<br />

sei (nur) für die marktwirtschaftlich entwickelten Industrieländer angemessener<br />

als jede andere Regierungsform. 416 Tatsächlich sind Marktwirtschaft und Parlamentarismus<br />

nur verschiedene, aus dem Liberalismus folgende Aspekte seines<br />

umfassenden metaphysischen Systems. Gerade darum ist abzusehen, daß die<br />

Krise des auf Wachstum beruhenden marktwirtschaftlichen Kapitalismus nicht<br />

ohne Auswirkung auf die politische Organisationsform bleiben kann.<br />

Die Grenzen des Wachstums sind absehbar, weil die natürlichen Ressourcen<br />

begrenzt sind. Welche Form des Wirtschaftens in einer künftigen Welt angemessen<br />

und effizient sein wird, in der die primären Rohstoffe erschöpft sind<br />

und in der ein globaler Bevölkerungszusammenbruch einen Neubeginn erzwungen<br />

hat, können wir nur ahnen. Eines aber ist sicher: Es kann keine Rede<br />

davon sein, daß es zwangsläufig beim liberalen, auf Wachstum und freiem<br />

Kapital- und Warenverkehr beruhenden Wirtschaftssystem bleiben muß. Eher<br />

ist zu vermuten, daß der in einigen Jahrzehnten kommende Kollaps dieses<br />

Systems eine Höherbewertung unverbrauchbarer Güter wie Grund und Boden<br />

und damit eine grundlegend andere Wirtschaftsordnung erzwingen wird. Für<br />

diese muß der liberale Parlamentsstaat dann aber nicht mehr die "angemessenste"<br />

(Fukuyama) politische Form sein.<br />

Die Problemblindheit des Liberalismus<br />

Die existentiellen Bedrohungen der Menschheit sind dem Liberalen bewußt.<br />

Für die Situation des europäischen Kulturraumes gegenüber der sogenannten<br />

zweiten und dritten Welt hat er weniger Gespür. Vollends blind ist der deutsche<br />

Liberale gegenüber dem Willen von Deutschen, auch künftig in deutscher<br />

416 Francis Fukuyama, Der Mensch braucht das Risiko.

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