pdf-Version - Klaus Kunze
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Repräsentativsystems durch Instrumente der direkten Demokratie. Hans Herbert<br />
von Arnim meint, hier noch zwei Wege zu sehen: "Innerhalb des Systems gibt<br />
es wohl nur zwei Wege, an den alle Schlüsselstellungen beherrschenden Parteien<br />
vorbei etwas zu bewirken: die Gründung neuer Parteien und das Herbeiführen<br />
von Volksentscheiden." 559<br />
Es spricht viel dafür, den erstgenannten Weg als empirisch widerlegt<br />
anzusehen. Das gilt jedenfalls, wenn man ihn am angestrebten Erfolg der<br />
Regierungsbeteiligung mißt. Die praktische Erfahrung in einer mit den<br />
Herrschenden konkurrierenden neuen Partei fehlt dem Professor von Arnim;<br />
vor allem aber die Erfahrung am eigenen Leibe, wie Medien und Establishment<br />
mit einer parteipolitischen Konkurrenz umspringen. Dazu müßte er als Theoretiker<br />
erst einmal zum Parteiführer und dem Establishment praktisch gefährlich<br />
werden. Er müßte eine Reportage von Monitor, Panorama und Konsorten über<br />
ihn sehen, in der ihn seine eigene Mutter nicht wiedererkennen würde; er müßte<br />
am nächsten Tag erleben, wie Autonome unter deeskalierend zuschauenden<br />
Polizeibeamten seinen Parteitag sprengen, weil sie in Monitor gesehen haben,<br />
daß er eigentlich ein Nazi sei; er müßte ein Verwaltungsgerichtsverfahren<br />
führen, um erst die Stadthalle anmieten zu können, und ein zweites gegen den<br />
Staat, der seinen Parteitag wegen befürchteter autonomer Ausschreitungen<br />
verbot. - Nein: nur das Volk selbst kann heute überhaupt noch etwas bewegen;<br />
und wenn sich alles wieder bewegt, wird man weitersehen können.<br />
DAS PLEBISZIT ALS INSTRUMENT DER SYSTEMVERÄN-<br />
DERUNG<br />
Dem Pochen auf den nicht eingelösten demokratischen Anspruch, der Forderung<br />
nach Volkswahl politischer Mandatsträger und nach Volksgesetzgebung<br />
und -entscheid haben die Parlamentaristen kein populäres Argument entgegenzusetzen.<br />
"Daß die Bürger über wichtige Fragen in Volksabstimmungen selbst<br />
entscheiden können, gehört für 60% im Westen und 72% im Osten unbedingt<br />
zur Demokratie. Unter solchen Umständen läßt sich über repräsentative oder<br />
plebiszitäre Demokratie nicht diskutieren. Man kann sich aber auch die Enttäuschung<br />
vorstellen, wie wenig die deutsche Realität den vermeintlichen<br />
559 Arnim, Hat die Demokratie Zukunft? FAZ 27.11.1993.