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pdf-Version - Klaus Kunze

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Tatsächlich ist die völlige Trennung des Staates von der Gesellschaft ebensowenig<br />

frei von Gefahren wie ihre völlige Verschmelzung. Sie bestehen in der<br />

Entwicklung des Staates zu einer über der Gesellschaft stehenden, sich ihr immer<br />

mehr entfremdenden Macht. "Daß das in seiner Natur der konstitutionellen<br />

Monarchie entsprechende Modell einer sich auf 'Sachzwänge' gründenden, in<br />

einem technokratischen Regime und seiner Bürokratie verkörperten, von der<br />

Notwendigkeit gesellschaftlicher Legitimation entbundenen Staates von geringer<br />

[...] Aktualität [...] wäre, wird angesichts der bekannten Schwierigkeiten moderner<br />

Demokratie kaum angenommen werden können." 509 Die absolute Republik<br />

ist nicht der gemütliche Wohlfahrtsstaat, nicht die spießbürgerliche Kuschelecke<br />

und auch nicht die gute alte Zeit, in der man sich noch das Herz am<br />

angestammten Dynastenhaus erwärmte. Es ist die hart das Gemeinwohl einfordernde,<br />

Disziplin und Pflichterfüllung heischende, die "absolute" Republik,<br />

in der jeder zuallererst Staatsbürger und damit auf das Staatsethos verpflichtet<br />

ist. Die "feigen, fetten Fritzen" der Wohlstandsgesellschaft werden allerdings<br />

mehrheitlich im "unversöhnlichen Gegensatz" 510 zu einer solchen preußischen<br />

Staatsauffassung stehen. Die Traditionslinien dieses heute fast ausgestorbenen<br />

Staatsethos ziehen sich von Friedrich dem Großen ("Ich bin der erste Diener<br />

meines Staates.") und dem preußischen Beamtentum aus dem Geist des<br />

Dienstes an der Allgemeinheit, dem Staat, bis in unser Jahrhundert.<br />

Sie verkörpern sich beispielhaft in Persönlichkeiten der konservativen Revolution<br />

wie Ernst von Salomon. 1902 geboren und in einer preußischen Kadettenanstalt<br />

erzogen 511 , hatte Salomon sein politisch bewußtes Leben in der Zeit<br />

des Zusammenbruches 1918 begonnen und stand mit seiner etatistischen<br />

Grundhaltung 512 , seiner Verpflichtung auf das Ganze, verständnislos vor den<br />

staatsauflösenden Tendenzen des liberalen Parlamentarismus, der Negation der<br />

Staatsräson und dem ideologisierten Weltbürgerkrieg. Diesen fochten die<br />

Rechts-Links-Parteien auf Deutschlands Straßen blutig aus, während französische<br />

Besatzungssoldaten durch die Straßen marschierten. 1933 erwies die<br />

Grundhaltung dieses auf ein Staatsethos bezogenen Stranges "rechten" deutschen<br />

Denkens sich endgültig als resistent gegenüber der totalitären Versuchung<br />

und der Eroberung des Ganzen durch eine Partei, und nur aus diesem<br />

Geist sind die Worte des 20. Juli 1944 vor dem Erschießungskommando ver-<br />

509 Hesse, DöV 1975, 439.<br />

510 Glotz, Die deutsche Rechte, S.141 f. mit Anspielung auf Sander.<br />

511 Markus Klein, Ernst von Salomon, Criticón 1992, S.57.<br />

512 Vandergucht, Nihilismus - Normenerhöhung, S.57 f.(72).

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