pdf-Version - Klaus Kunze
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gegenüber den Regierten. Wo der wilhelminische Adel bei aller Dekadenz und<br />
allem Dünkel ein strenges, auf das Gemeinwohl bezogenes Staatsethos besessen<br />
hatte, wo Adel verpflichtete, erlaubt sich unsere demokratische Parteiobrigkeit<br />
alles. Mit den Worten Erwin Scheuchs ist die Politikerkaste zu einem<br />
"selbsternannte Adel verkommen", der sich die Taschen füllt, ohne dabei die<br />
geringsten Skrupel zu empfinden. 573 1918 hatte es mächtiger Anstöße von<br />
außen bedurft, die Vorherrschaft der alten Stände zu brechen. Heute sind Krieg,<br />
Revolution oder Putsch weder in Sicht, noch wären sie wünschenswert. Das<br />
einzige Instrument, das in sich geschlossene Kartell der neuen Obrigkeit aufzubrechen,<br />
ist die Souveränität des Volkes. Jedes Zeitalter hat seinen eigenen Mythos.<br />
Heute erfüllt der Glaube, daß alle Gewalt vom Volk komme, eine ähnliche<br />
Funktion wie früher der Glaube, daß alle obrigkeitliche Gewalt von Gott komme.<br />
574 Das Schwert dieses Glaubens muß gegen die Bonner Parteienoligarchie<br />
geführt werden, weil alle anderen Waffen stumpf sind. 575 Nur durch<br />
Aktivierung des Volkes kann es gelingen, dem Parteienabsolutismus entgegenzuwirken.<br />
576 -<br />
Die Bonner "politische Klasse" führt uns ins Brüsseler Multikultopia. Dort werden<br />
wir erst unsere Souveränität verlieren. Diese ist nach Jean Bodin die innere<br />
Kraft des Zusammenhalts, ohne die das politische Gemeinwesen zerfällt. Ohne<br />
sie wird es uns in einigen Jahrzehnten als Volk nicht mehr geben. In der kurzen,<br />
uns noch übrigen Zeit eigenstaatlicher Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung<br />
muß das Bonner Establishment auf demokratischem Wege durch<br />
Entscheidung der Mehrheit des Volkes entmachtet werden, wenn unser Land<br />
eine deutsche Zukunft haben soll.<br />
Nur das Plebiszit kann dies leisten. Weil es zu einer "impliziten Abwertung<br />
des Parlaments" führen wird, ist es nicht etwa abzulehnen, 577 sondern aus<br />
genau diesem Grund zu begrüßen. Und wenn Maschke warnt, bei der<br />
derzeitigen Degeneration des Volkes würden sich die Rechten ganz schön wundern,<br />
was bei einer Änderung der Verfassungslage herauskäme, würden sich die<br />
zahlreichen linken Befürworter des Plebiszits wahrscheinlich noch mehr wun-<br />
573 Zit. nach Hans Hertel, Ostpreußenblatt 25.9.1993, S.4.<br />
574 Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage, S.41.<br />
575 Vgl. auch <strong>Kunze</strong>, Plebiszite als Weg aus dem Parteienstaat.<br />
576 <strong>Kunze</strong> a.a.O.; Arnim, Staat ohne Diener, S.330; Schrenck-Notzing, Interview in: Junge Freiheit<br />
12/1993, S.3.<br />
577 Cornelia Yser, CDU-MdB, Stolz auf das Grundgesetz, S.66.