pdf-Version - Klaus Kunze
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ben sie gelernt. Die Nachbarn, Freunde und Kollegen denken ja genauso, und<br />
da wäre es doch gelacht, wenn man nicht gemeinsam in den Bundestag einziehen<br />
könnte.<br />
Groß ist das Erstaunen nach dem ersten Fernsehbericht über die junge<br />
Partei. Da muß der frischgebackene Parteigänger entsetzt erkennen, daß er ein<br />
Radikaler ist! Das hatte er noch nicht gewußt. Seine eigene Mutter hat ihn in<br />
der Reportage kaum wiedererkannt. Früher war er einmal in der CDU gewesen.<br />
Seit diese vieles nicht mehr vertritt, was sie noch vor 20 Jahren verkündet hatte,<br />
war es ausgetreten. Seine Meinung hatte er nie gewechselt und hält sich für einen<br />
mündigen Bürger und guten Demokraten. Jetzt das! Seit der Fernsehsendung<br />
grüßen auch die Nachbarn nicht mehr: Ein ganz verkappter Nazi muß er<br />
doch wohl sein! Und er versteht die Welt nicht mehr...<br />
Die verfassungstreue Rechte hat kein Konzept zur Machtgewinnung; nicht<br />
innerhalb der Altparteien und nicht außerhalb. Sie berücksichtigt nicht operativ,<br />
daß in unserer Republik Demokratie nur ein Etikett ist. Tatsächlich glaubt sie,<br />
in fairem demokratischen Wettbewerb um die Wählergunst an die Regierung<br />
kommen zu können. Hinterbänkler in der CDU oder der Einzug einer konservativen<br />
Partei in den Bundestag sind aber zwar notwendige, aber keineswegs<br />
hinreichende Voraussetzungen politischer Mitgestaltung, sondern böten allenfalls<br />
Krümel und Brosamen vom Tische der Mächtigen. Für die aus rechter<br />
Sicht existentiellen Zukunftsfragen gibt allein die Regierungsverantwortung die<br />
Chance einer Antwort, und auch nur, solange noch etwas zu retten vorhanden<br />
ist; darunter geht gar nichts. Die verfassungstreue Rechte hat noch keine Konsequenzen<br />
aus der Einsicht gezogen, daß Deutschland, der Staatsform nach Republik,<br />
soziologisch gesehen von einem Postenverteilungskartell dominiert<br />
wird, das nur noch seinen eigenen Gesetzen gehorcht. Seine Parteien haben sich<br />
ihr Verfassungssystem selbst auf den Leib geschneidert. Wer mit ihnen konkurrieren<br />
will, muß nach diesen Gesetzen antreten; Will er Erfolg haben, muß er<br />
erst so werden, wie jene schon sind. Gelingt es ihm, stützt er dieses System,<br />
statt es zu verändern. Wertüberzeugungen sind an der Garderobe abzugeben.<br />
Die GRÜNEN sind auf diesem Weg schon weit fortgeschritten.<br />
Die Republikaner treten ihn gerade an. Da stehen sie nun mit ihrem Bekenntnis<br />
zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung unter dem Arm; stehen<br />
staunend vor jenem undurchschaubaren Räderwerk des Parteienstaates. Eine<br />
Hand wäscht hier die andere; nur ihre Hand wäscht keiner. Da strampeln sie<br />
sich ab und rufen: "Wir wollen doch nur das Beste!", doch keiner hört sie, denn<br />
die Mikrofone der Kartellmedien bleiben für sie abgeschaltet. Da stehen sie nun<br />
mit ihrer ganzen Ehrenhaftigkeit und ihrer aufrechten Gesinnung und bleiben<br />
doch die Schmuddelkinder im Medienstaat, in dem es nur "Gemeinsamkeit der<br />
Demokraten" hier gibt und "Radikale" dort und nichts dazwischen. Und weil